Schutzkleidung für Motorradfahrer:
Motorradkombi, Protektoren, ...
Von: Dipl.-Ing. (FH) Michael Wolf - Regierung von Unterfranken, Gewerbeaufsicht
In diesem Beitrag finden Sie
- Allgemeine Anforderungen an Ihre Schutzkleidung
- Lederanzug
- Neue Materialien als Alternative zum Leder
- Ein- oder Zweiteiler?
- Regenüberzug
- Unterwäsche
- Sturmhaube
- Protektoren - Schutzelemente
- Handschuhe, Motorradstiefel
- Nierengurt
- Gesetzlicher Hintergrund
Allgemeine Anforderungen an Ihre Schutzkleidung
Kleidung für uns Motorradfahrer soll mehr leisten als "nur" vor den Folgen eines Unfalles oder Sturzes zu schützen. So beeinflusst die Witterung nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Aufmerksamkeit und als Folge die Sicherheit; deshalb muss Motorradkleidung auch Kälte und Nässe abhalten. Ein guter Anzug soll für einen Temperaturausgleich bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen sorgen.
Übrigens:
Unbequeme Kleidung wird meist "vergessen", stellen Sie deshalb hohe Anforderungen an den Tragekomfort!
Damit auch im Kurzstreckenbetrieb der Anzug getragen wird, muss darauf geachtet werden, dass sich der Anzug leicht an- und ausziehen lässt.
Wichtig - Signalfunktion durch farbige, kontrastreiche Schutzkleidung:
Durch farbige, kontrastreiche Kleidung sind Motorradfahrer im Verkehrsbild gut zu erkennen und werden nicht so leicht übersehen. Dunkle Farben sind hier out! Wer oft schnell unterwegs ist, braucht flatterfreie, eng anliegende Kleidung, die auch die Aerodynamik verbessert.
Lederanzug / Lederkombi
Trotz der in den letzten Jahren geradezu rasanten Fortschritte im Bereich neuer Materialien sind Lederanzüge nach wie vor am beliebtesten. Das natürliche Material schützt vor Wind und hält, wenn auch in Grenzen, warm. Es besitzt eine hohe Abriebfestigkeit und flattert nicht. Leider ist Leder nicht wasserdicht. Ein richtig nasser Anzug trocknet langsam und kann die Form verlieren; bei Lederanzügen ist also ein zusätzlicher Regenschutz erforderlich. Qualitätsunterschiede beim Leder sind für den Käufer nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Die Qualität des Leders selbst spielt ebenso eine Rolle wie die Verarbeitung.
Wir haben hier einige Tipps für den Kauf zusammengestellt:
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Rindsleder mit einer Stärke von 1,2 mm bietet einen guten Kompromiss zwischen Abriebfestigkeit und Bewegungsfreiheit; Ziegen- oder Kalbsleder ist ebenfalls gebräuchlich.
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Je weniger Teile für eine Lederkombi zusammengesetzt werden müssen, desto besser. Besonders Brust, Rücken und Beine sollten aus einem Stück bestehen.
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Nähte sollten innen liegen, damit sie bei einem Sturz nicht aufgescheuert werden können, die Kanten sollten gesäumt sein.
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Protektoren an Knien , Ellbogen, Schultern und Hüften sollten eingearbeitet sein, ein einfacher Schaumstoff oder eine Lederdoppelung allein reichen nicht aus.
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Die Reißverschlüsse sollten leicht zu bedienen, abgedeckt und aus Metall sein.
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Arm- und Beinabschlüsse sollten mit einem Reißverschluss versehen sein und sich eng schließen lassen, damit der Anzug bei einem Sturz nicht nach oben geschoben werden kann.
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Unter den Anzug muss auch warme Unterwäsche passen. Am besten trägt man sie schon bei der Anprobe.
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Bei der Anprobe sollten Sie sich ruhig einmal aufs eigene Motorrad bzw. ein ähnliches schwingen; der Anzug darf nirgends zwicken oder einschnüren und die Ärmel dürfen nicht zu kurz werden, wenn die Hände an den Lenker greifen; gleiches gilt natürlich für die Beine.
Leder behält bei richtiger Pflege seine hohe Abrieb- und Reißfestigkeit:
Lederkleidung darf nicht über der Heizung getrocknet werden. Das Leder muss regelmäßig mit Lederfett behandelt werden, sonst wird es brüchig und verliert seine Geschmeidigkeit und Schutzwirkung.
Neue Materialien als Alternative zum Leder
Moderne Textilkleidung - z.B. aus Cordura oder Kevlar - hat mittlerweile ähnliche Eigenschaften wie Leder.

Die Außenschicht besteht aus einer abriebfesten Materialschicht (z.B. Cordura). Für die Wasserdichtigkeit des Anzugs sorgt eine spezielle Beschichtung und dünne Spezialmembranen wie Goretex oder Sympatex, die zwischen Außenschicht und Futter eingearbeitet sind.
Das Abriebverhalten der Mehrschicht-Textilanzüge ist zumindest an ungepolsterten Stellen schlechter als das von hochwertigem Leder. Wichtig ist in deshalb die Unterpolsterung sturzgefährdeter Körperpartien mit energieabsorbierenden und abriebfesten Materialien. Der Sitz der Protektoren und eine gute Verarbeitung (Reißverschlüsse, Nähte) sind bei Textilanzügen genauso wichtig wie bei Lederkombis.
Der eigentliche Vorteil der Textilkombis ist ihr hervorragender Tragekomfort; auch die Atmungsaktivität und der Kälteschutz sind deutlich besser als bei Leder.
Hinweis: Verfügbar sind sowohl Anzüge, die eher als Sommeranzüge entwickelt wurden, als auch Ganzjahresanzüge. Diese können auch in der kühleren Jahreszeit getragen werden.
Ein- oder Zweiteiler?
Beim klassischen zweiteiligen Anzug sind Hose und Jacke mit einem Reißverschluss verbunden und bleiben so bei einem Sturz an ihrem Platz. Während der Fahrt ist der Rücken gegen Zugluft geschützt, außerdem kann bei Bedarf die Jacke leicht ausgezogen werden.
Bei einigen Zweiteilern ist das Beinkleid als Latzhose ausgeführt, die am Vorder- und Rückenteil weit hinaufreicht. Die Jacke ist unterschiedlich lang und kann per Reißverschluss mit der Hose verbunden werden. Da diese Form bei kühleren Temperaturen zusätzlich warm hält, wird sie von einigen Fahrern bevorzugt.
Einteilige Anzüge, die aus dem Rennsport kommen, sollten wie eine zweite Haut sitzen. Meist ist ihre Form auf eine renngerechte Sitzhaltung zugeschnitten. Zu Problemen mit der Passform einteiliger Anzüge kann die aufrechte Haltung auf einer Tourenmaschine führen. Nachteile hat der Einteiler im Alltag: Das Oberteil kann zwar abgestreift werden, "baumelt" dann aber über dem Hinterteil.
Eine Anprobe im Geschäft ist in jedem Fall empfehlenswert! Unter Umständen ist eine Maßfertigung die bessere Lösung, denn Konfektionsgrößen können nicht für jeden passen; dabei sollten die Maße von einem Fachmann abgenommen werden. Wichtig ist auch der Service über den Kauf hinaus, etwa wenn Reparaturen oder Änderungen notwendig werden.
Regenüberzug
Wer keinen wasserdichten Motorradanzug besitzt, braucht einen Regenkombi und sollte diesen stets mit sich führen. Die Auswahl ist hier groß: von der dünnen Plastikhaut bis zu wattierten Kälteschutzanzügen. Seine Farbe soll auffällig und auch bei trübem Wetter gut sichtbar sein!
Der Regenkombi wird immer über der eigentlichen Schutzkleidung getragen und muss absolut dicht sein (geschweißte Nähte, abgedeckte Reißverschlüsse, Kragen verstellbar).
Aber Achtung: Ein Regenanzug bietet keinen Unfallschutz!
Unterwäsche
Klamme, durchschwitze, feuchte Leibwäsche ist nicht nur im Hinblick auf den Tragekomfort zu vermeiden; viel mehr sind es gesundheitliche Aspekte die es auch hier zu beachten gilt.
Es gilt: Wer sich nicht wohl fühlt, ist unaufmerksam, abgelenkt und kann leicht in gefährliche Situationen geraten!
Für die Gesundheit ist die Wahl der richtigen Unterwäsche wichtig. Baumwolle auf der Haut kann den Schweiß nicht wegtransportieren, besser geeignet ist Sport- oder Skiunterwäsche. Das richtige Unterzeug fungiert auch als weiche Verschiebeschicht zwischen Kombi und Haut und sorgt so für Schutz vor Abriebverletzungen. Gegen Auskühlung hilft das "Zwiebel-Prinzip", da mit mehreren Kleidungsschichten auf Temperaturveränderungen sehr gut reagiert werden kann.
Sturmhaube
Ein wichtiges Utensil ist die Sturmhaube: Diese Kopfbedeckung, meist aus Seide oder Baumwolle, wird unter dem Helm getragen und schützt vor Zugluft. Bitte beachten Sie: Mund und Nase sollten frei bleiben, da die feuchte Atemluft sonst einen Nährboden für Erkältungen und Infekte bildet.
Protektoren - Schutzelemente
Protektoren sind Schutzelemente, die in der Bekleidung an besonders gefährdeten Körperpartien (Schulter, Ellenbogen, Hüfte, Rücken und Knie) eingesetzt werden und bei einem Sturz vor Verletzungen schützen. Protektoren bestehen entweder aus Hartschalen mit Schaumeinlagen, geschäumten Formteilen, Netzmatten oder Mehrschichtsystemen.
Die europäische Norm EN 1621-1 schreibt Mindestgrößen und Dämpfungseigenschaften vor. Ein guter Protektor muss vor allem die bei einem Sturz entstehenden Kräfte vom Körper fern halten. Im Test nach EN 1621-1 fällt ein 5 kg schweres Gewicht aus einer Höhe von 1 Meter auf den Protektor. Die unter dem Protektor verbleibende Energie darf 35 kN nicht überschreiten.
Auf dem Markt werden zwei verschiedene Systeme angeboten:
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Energieabsorbierende Weichschaumprotektoren
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Weichschaum mit einer schlagzähen Außenschale
Gelegentlich werden auch zwei unterschiedlich feste Weichschäume miteinander verklebt. Die Verbindung mit einer Hartschale beim zweiten Typ soll bei einem Anprall auf kleinflächige Hindernisse die auftretenden Energien auf eine größereFläche verteilen und damit helfen, die Belastungen zu verringern. Hierzu folgende Tipps:
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Bei "harten" Protektoren muss mit geringen Einbußen in Sachen Tragekomfort gerechnet werden; Hartschalen ohne Schaumdämpfung sind für den Freizeitfahrer nicht sinnvoll.
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Die Protektoren müssen groß genug sein, um die jeweilige Körperstelle abdecken zu können ? so müssen sie z.B. amKnie wesentlich größer sein als die Kniescheibe.
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Sie müssen so fest angebracht sein, dass sie bei einem Sturz nicht verrutschen, sich verdrehen oder aus ihren Taschen herausfallen.
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Sie müssen an der richtigen Stelle "montiert" werden - besonders bei der Nachrüstung; hier sollten Sie dieKennzeichnung und Gebrauchsanweisung des Herstellers unbedingt beachten.
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Die Hüfte und Wirbelsäule sind besonders gefährdete Körperpartien bei einem Sturz, die Sie jedoch durch entsprechende Protektoren schützen können.
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Achten Sie bitte beim "Rückenpanzer" darauf, dass er die gesamte Wirbelsäule abschirmt und eine "Knautschzone" auf der dem Körper zugewandten Seite besitzt.
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Externe Protektoren dürfen nicht zu dick sein, sie sollen ja noch unter die Kleidung passen. Einfaches Handling ist ebenso ein wichtiges Kriterium.
Aber auch Protektoren haben Grenzen; wenige Zentimeter - auch des besten Materials - können keine Wunder vollbringen.
Handschuhe, Motorradstiefel
Reflexartig versuchen wir uns bei einem Sturz mit den Händen abzustützen; dies gilt auch bei einem Motorradsturz. Zur kompletten Schutzkleidung gehören daher richtige Motorradhandschuhe.
Wegen der Reiß- und Abriebfestigkeit sollte Rind- oder Ziegenleder gewählt werden. Metallnieten, die mit hitzefesten Materialien unterlegt sein müssen, sorgen für größere Widerstandsfähigkeit und besseres Gleitverhalten. Polster im Handrücken schützen die empfindlichen Knochen und Gelenke. Die Stulpen sollten so lang sein, dass auch bei ausgestreckten Armen eine gute Überdeckung mit den Jackenärmeln entsteht. Gute Motorradstiefel sind aus mindestens zwei Millimeter dickem Leder gefertigt und reichen über die Wade! Verstärkte Zehenkappen und Fersen- sowie Knöchelschutz schützen im Falle eines Aufpralls wirkungsvoll. Wer mit einer Enduro im Gelände fahren will, braucht unbedingt stabile Endurostiefel mit zusätzlichem Schienbeinschutz, der inzwischen auch bei Straßenstiefeln angeboten wird. Stiefeletten und Schuhe in Turnschuhform reichen nicht weit genug hinauf und sind zu instabil, um richtigen Schutz zu bieten.
Nierengurt
Ein Nierengurt hält die Rückenpartie warm, sollte aber keinen Wärmestau verursachen. Er komprimiert den Bauchraum und schützt so bei einem Sturz die inneren Organe.
Gesetzlicher Hintergrund
In der Regel ist die Bekleidung von Motorradfahrern (Jacken, Hosen, Handschuhe, Stiefel, Schuhe...) zur privaten Verwendung als Schutz gegen Witterungseinflüsse (Nässe, Hitze Kälte) bestimmt. Sie fällt daher nicht unter die europäische Verordnung (EU) 2016/425 des Europäischen Parlaments und des Rates über persönliche Schutzausrüstungen („PSA-Verordnung“). Helme und Visiere für Benutzer zweirädriger Kraftfahrzeuge (z.B. Motorräder) fallen ebenfalls nicht unter die Richtlinie, sondern unter die ECE-Regelung ECE-R 22.05.
Übernimmt jedoch der Hersteller die Verantwortung dafür bzw. gibt er in seinem Informationsmaterial und/oder seiner Werbung zu verstehen, dass die Bekleidung durch eine Zusatzausrüstung einen besonderen Schutz bietet, so wird einzig diese Ausrüstung als PSA angesehen und muss den Bestimmungen der Richtlinie entsprechen. In diesem Fall wird alleine diese Zusatzausrüstung (optionale Protektoren, welche zusätzlich in die Kleidung eingeschoben bzw. an dieser befestigt werden können, z. B. Knie-, Schulter-, Rücken-, Ellbogenprotektor) als PSA angesehen. Das Kleidungsstück selbst (z. B. Hose, Jacke) wird nicht als PSA eingestuft.
Übernimmt der Hersteller die Verantwortung dafür bzw. gibt er in seinem Informationsmaterial und/oder seiner Werbung zu verstehen, dass das gesamte Kleidungsstück besondere Schutzeigenschaften hat, die über die von individuellen Schutzmitteln gebotenen hinausgehen, muss das gesamte Kleidungsstück den grundlegenden Anforderungen der PSA-Verordnung entsprechen. Hier wird das gesamte Kleidungsstück (evtl. mit fest angebrachten / eingenähten Protektoren) als PSA angesehen. Das CE-Kennzeichen ist für PSA verpflichtend, weist es doch auf eine erfolgte EU-Baumusterprüfung durch eine herstellerunabhängige notifizierte Stelle (z.B. den TÜV) hin. Die EU-Baumusterprüfung ist der Teil eines Konformitätsbewertungsverfahrens, bei dem eine herstellerunabhängige notifizierte Stelle (z.B. der TÜV) den technischen Entwurf einer PSA untersucht und prüft und bescheinigt, dass der technische Entwurf der PSA die Anforderungen dieser Verordnung erfüllt. Einer nach PSA-Verordnung rechtmäßig in Verkehr gebrachten Schutzausrüstung muss eine deutschsprachige Anleitung nach Anhang II Nr. 1.4 dieser Verordnung beigefügt sein. Darin sind unter anderem Angaben für Lagerung, Reinigung, Wartung, Desinfizierung und Verfallszeit genannt.
Das GS-Zeichen kann zusätzlich freiwillig erworben werden.
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
Einzelfallbezogene Rechtsauskünfte und persönliche Beratung können wir leider nicht anbieten. Auch dürfen wir Firmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, nicht selbst abmahnen.
Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
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