Autofinanzierung: Bar, Kredit oder Leasing?
Von : Verbraucherzentrale Bayern e.V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Barkauf
- Fremdfinanzierung
- Kredit bei der Hausbank
- Kredit bei einer anderen Bank
- Finanzierung über Bank des Automobilherstellers
- Augen auf bei Ballonkrediten und Drei-Wege-Finanzierung
- (Finanzierungs-)Leasing
- Sonstige Finanzierungsmodelle
Autofinanzierung durch Barkauf
Wer über das nötige Geld verfügt, sollte den Weg über den Barkauf wählen, denn jede nachfolgenden Finanzierungsarten ist für den Verbraucher mit zusätzlichen Kosten verbunden. Eine Ausnahme bestünde allenfalls dann, wenn das Geld angelegt ist und der Anlagezins wesentlich höher ist, als die Zinsbelastung durch einen aufzunehmenden Kredit. Beim derzeitigen Zinsniveau dürfte diese Konstellation aber nur selten vorkommen. Ein weiterer Vorteil des Barkaufs besteht darin, dass sich je nach Modell, Region, Jahreszeit und eigenem Verhandlungsgeschick erhebliche Preisnachlässe erzielen lassen. Statt einem Preisnachlass ist es auch denkbar, dass man Zusatzausstattungen ohne Aufpreis vereinbart.
Fremdfinanzierung eines Fahrzeugs
Oft reichen die eigenen Mittel nicht aus, so dass sich der Verbraucher einer Fremdfinanzierung bedienen muss. Rund zwei Drittel der in Deutschland neu zugelassenen Fahrzeuge werden auf Kredit gekauft oder geleast. Wer einen Kredit aufnehmen muss, steht vor der Wahl, ob dieser bei der Hausbank, einem anderen Kreditinstitut oder der Bank des Automobilherstellers aufgenommen werden soll. Immer handelt es sich in diesen Fällen um Verbraucherdarlehensverträge, so dass die entsprechenden Besonderheiten, wie Widerrufsrecht, Angabe des effektiven Jahreszinses usw. vom Kreditgeber zu beachten sind. Im Vorfeld sollte auch genau überlegt werden, ob der gesamte Kaufpreis oder nur ein Teil über den Kredit finanziert werden muss.
Kredit bei der Hausbank
Die Zinskonditionen bei der Hausbank werden in der Regel schlechter sein, als die der Autobank. Der große Vorteil für den Verbraucher besteht aber darin, dass er gegenüber dem Händler als Barzahler auftritt. Damit besteht die Möglichkeit, erhebliche Rabatte auf den Kaufpreis zu erzielen. Ein solcher Rabatt kann den vermeintlich niedrigeren Zins schnell wettmachen.
Kredit bei einer anderen Bank
Man ist als Verbraucher nicht daran gebunden, einen Kredit bei der Hausbank aufzunehmen. Ebenso kann man einen Darlehensvertrag mit einer anderen Bank abschließen. Es sollten deswegen mehrere Angebote von verschiedenen Banken verglichen werden. Dies geht sehr gut, indem man den effektiven Jahreszins, Laufzeit und Gesamtkosten des Kredits vergleicht. Alle diese Angaben müssen sich auf dem Kreditantrag befinden. Bei manchen Angeboten ist aber zu warnen: Gerade die Banken, die mit besonders günstigen Konditionen werben, verkaufen dem Kunden neben dem eigentlichen Kreditvertrag gerne noch Zusatzpakete, wie beispielsweise so genannte Restschuld- oder Arbeitslosigkeitsversicherungen. Diese Kosten sind nicht in den Effektivzins eingerechnet und können den Kredit ganz erheblich verteuern. Zinsbelastungen von effektiv 20% und mehr sind keine Seltenheit. Der Antrag sollte deswegen gründlich durchgelesen werden. Sind Teile unverständlich, sollte der Verbraucher unbedingt innerhalb der zweiwöchigen Widerrufsfrist Rechtsrat durch die Verbraucherzentrale einholen, damit der Vertrag noch aus der Welt geschafft werden kann.
Finanzierung über die Bank des Automobilherstellers
Angebote wie 0%-Finanzierung oder Werbung mit sehr niedrigen Zinssätzen gibt es wie Sand am Meer. Ob dahinter wirklich für den Verbraucher ein gutes Angebot steckt, lässt sich nur durch cleveres Nachrechnen und den Vergleich mit Finanzierungsalternativen überprüfen. In diesem Fall tritt der Kunde nicht als Barzahler auf, kann also nicht die Rabatte aushandeln, die mittlerweile üblich sind. Meist wird der Verbraucher den vollen Listenpreis bezahlen müssen.
Die Autobank X wirbt mit Konditionen von 2,9% Zinsen bei 48 Monaten Laufzeit. Verbraucher V holt bei drei Banken alternative Kreditangebote ein. Die Direktbank A bietet bei 48 Monaten Laufzeit Konditionen zu einem Effektivzins von 7%, die Hausbank B 9% und die renommierte C-Bank 10%. Welchen Händlerrabatt muss V bei seinen Verhandlungen erzielen, um die gleichen Konditionen wie bei X zu erhalten? Die Antworten lauten wie folgt: Beim Angebot der A-Bank müsste V 7,44% Abschläge aushandeln, bei der B-Bank 10,70% und bei der C-Bank 12,25%. Alle Nachlässe liegen im Bereich des Möglichen und Üblichen.
Das Beispiel zeigt, dass sich Nachrechnen lohnt, und dass man den Verlockungen der Werbung nur bedingt Glauben schenken darf. Es gibt aber durchaus umgekehrte Fälle, in denen sich die angebotenen Konditionen der Autobanken für den Verbraucher lohnen.
Vorsicht bei Ballonkrediten und Drei-Wege-Finanzierung
Unter einem Ballonkredit versteht man ein Finanzierungsmodell, bei dem der Käufer zunächst eine Anzahlung leistet, anschließend sehr niedrige monatliche Raten bezahlt und als „dickes Ende“ eine extrem hohe Schlussrate. Gelockt wird der Verbraucher mit den niedrigen Monatsraten. Dass die Schlussrate zwischen 10% und 65% der Darlehenssumme betragen kann, wird bei Vertragsschluss übersehen. Wer dann nicht zahlen kann, muss sich eine – meist teurere – Anschlussfinanzierung besorgen.
Ganz ähnlich funktioniert die Drei-Wege-Finanzierung, die ebenfalls von Autobanken angeboten wird. Auch hier leistet man eine Anzahlung und anschließend niedrige monatliche Raten. Anders als beim Ballonkredit muss sich der Verbraucher am Ende der Laufzeit entscheiden, ob er das Fahrzeug an den Händler zurückgibt, es weiter finanziert oder die Schlussrate bezahlt. Die tatsächlichen finanziellen Belastungen sind bei diesen speziellen Kreditformen nur sehr schwer vergleichbar. Im Falle der Rückgabe des Fahrzeugs besteht eine ähnliche Problematik wie bei der Rückgabe eines Leasingfahrzeugs, weil der Restwert des Fahrzeugs bestimmt werden muss.
(Finanzierungs-)Leasing eines Fahrzeugs
Zunehmend werden auch Privatleute mit Leasingangeboten konfrontiert. Interessant sind hierbei die oft niedrigen Raten. Der Schein kann aber trügen, denn im Vergleich zum Kredit ist Leasing vielfach die teurere Alternative. Gerade in letzter Zeit wendet sich das Blatt aber, weswegen das Leasing in einem gesonderten Artikel dargestellt wird. In aller Kürze: Beim Leasing handelt es sich um eine Form des Mietvertrags. Das bedeutet, dass der Kunde nicht Eigentümer des Fahrzeugs wird, sondern das Fahrzeug lediglich zum Gebrauch überlassen wird. Die Konstruktion ist wie folgt: Die Leasinggesellschaft, meist eine Bank, kauft das Fahrzeug und stellt es dem Kunden als Leasingnehmer für eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Am Ende wird das Fahrzeug vom Kunden zurückgegeben. Die verschiedenen Formen finden Sie hier näher erläutert.
Sonstige Modelle der Autofinanzierung
Es gibt eine ganze Reihe von andersartigen Finanzierungsmodellen. Häufig handelt es sich um Mischformen der hier beschriebenen Finanzierungsformen. Oft sind die Bedingungen und Konditionen nicht klar verständlich oder sehr kompliziert. Wer auf solche Angebote stößt, die besonders gerne einen Vertrieb über das Internet vorsehen, sollte sich zu jedem gründlich informieren und nicht vorschnell handeln. Verbraucherzentralen und Automobilclubs kennen die Anbieter häufig und können mit Rat und Tat dem Kunden zur Seite stehen.
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