Luftballongas – aber sicher
Von: Dipl.-Chem. Dr. Gerald Böhrer - Regierung von Schwaben, Gewerbeaufsicht
In diesem Beitrag finden Sie
- Der Luftballon, der keiner ist
- Was ist „Ballongas“?
- Wie kommt das Gas in die Ballons?
- Gefahren und Vorsichtsmaßnahmen
- Bloß keinen gefährlichen Unsinn!
- „Luftballons“ steigen lassen
Der Luftballon, der keiner ist
Nicht nur bei Kindergeburtstagen, sondern auch bei Veranstaltungen und Feiern lassen sich mit bunten Luftballons beeindruckende Effekte erzielen. Manchmal sieht man bei Hochzeiten ein Bündel roter Luftballons in Herzform.
Aufgeblasen mit Luft haben sie keinen Auftrieb.
Werden sie aber mit einem Gas gefüllt, das leichter ist als Luft, so steigen sie nach oben. Wenn die Ballons nicht angebunden sind, fliegen sie davon.
Was ist „Ballongas“?
Für diesen Zweck wird üblicherweise Helium verwendet. Erhältlich in Druckgasflaschen als „Ballongas“ ist es von geringerer Reinheit und damit etwas kostengünstiger. Helium bietet als unbrennbares, geruch- und farbloses Edelgas den Vorteil relativ gefahrlosen Umgangs. Allerdings hat es den Nachteil, dass es schneller als andere Gase durch Membranen hindurch diffundiert. Je nach Qualität der Ballonhülle verliert der Ballon somit im Lauf der Zeit merklich an Füllung; bei einfachen Latex-Luftballons passiert das schon innerhalb von einigen Stunden.
Wie kommt das Gas in die Ballons?
Die „Luftballons“ werden mit einem Ballonfüllventil aus den üblichen Helium-Druckgasflaschen passender Größe gefüllt. Auf Volksfesten beispielsweise werden Figuren- und Herzballons von den Standbetreibern auf diese Weise aufgeblasen. Im Fachhandel sind auch kleinere Pfand-Mehrwegbehälter sowie Einweg-Druckgasflaschen mit einfachem Füllventil für private Zwecke erhältlich.
Gefahren und Vorsichtsmaßnahmen
Die Stahl-Gasflaschen mit Helium stehen unter hohem Druck. Sie sind deshalb sorgsam zu behandeln. Sie dürfen wie jeder andere Druckgasbehälter nicht erhitzt oder in die Nähe von offenem Feuer gebracht werden, weil dies zum Zerknall des Behälters, also zu einer heftigen Explosion führen kann. Ebenso ist ein Um- oder Herunterfallen der Druckgasflaschen zu verhindern, weil dabei das Ventil beschädigt oder abgerissen werden kann mit ähnlich schlimmen Folgen.
Helium ist zwar ein nicht brennbares ungiftiges Edelgas, verdrängt aber naturgemäß bei Freisetzung in größeren Mengen innerhalb geschlossenen Räumen die Luft, also den zum Atmen lebensnotwendigen Luftsauerstoff. Deshalb ist bei Vorhalten oder Einsatz von nicht ganz kleinen Ballongasflaschen auf ausreichende Lüftung zu achten.
Aus diesen Gründen gehören Ballongasflaschen nicht in Kinderhände. Sind Kinder anwesend, ist also eine ständige Aufsicht sicherzustellen. Für Kleinkinder sind übrigens auch unaufgeblasene oder geplatzte Luftballons nicht unkritisch, weil damit die Atemwege verlegt werden können.
Bloß keinen gefährlichen Unsinn!
Bekanntlich lässt sich durch absichtliches Einatmen von Helium der Donald-Duck- oder Mickey-Mouse-Effekt erzielen: In reiner Helium-Atmosphäre ist die Stimmlage zweieinhalb Oktaven höher als gewöhnlich in Luft. Auf einer Party mit einer unerwartet sehr hohen Stimme zu sprechen ist ein beliebter Gag.
Allerdings wurde die Wirkung beim mißbräuchlichen Einatmen von Helium meist verharmlost dargestellt!
Wenn man viel Helium in kurzen Abständen inhaliert, bekommt man zu wenig Sauerstoff. Das führt dann ohne Warnwirkung zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Orientierungsschwierigkeiten und Bewusstseinsverlust. Die eintretende Erstickung wird dabei nicht bemerkt, was die Gefährlichkeit um ein Vielfaches erhöht. Eine Bewusstlosigkeit in Folge des Einatmens von Helium kann zu unkontrollierbarem Atemstillstand und damit zur Sauerstoffunterversorgung des Gehirns und irreversibler Schädigung des Zentralnervensystems mit lebenslangen Lähmungserscheinungen oder auch zum plötzlichen Tod führen.
Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Heliumbläschen ins Blut gelangen und über die Arterien ins Gehirn wandern. Dort kann es zu einer Gehirnembolie kommen mit Symptomen, ähnlich wie bei einem Schlaganfall.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt daher explizit Eltern davor, Kinder mit Helium experimentieren zu lassen. Darüber hinaus sollten Erwachsene lieber auf das Vorführen des Micky-Maus-Effekts verzichten.
„Luftballons“ steigen lassen
Der bestimmungsgemäßen Verwendung entsprechend soll das Helium den Ballons den nötigen Auftrieb geben.
So kann man nicht nur stehende Dekorationen damit gestalten, sondern auch „Luftballons“ frei steigen lassen – eine Aktion, die Freude, Begeisterung, Applaus und Jubel auslösen kann.
Doch das Aufsteigen-Lassen von Ballons ist aus Sicherheitsgründen nicht ohne Weiteres zulässig: Unter bestimmten Umständen ist die Einholung einer Flugverkehrskontrollfreigabe bei der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH erforderlich.
Eine Freigabe benötigen Sie grundsätzlich für Ballonaufstiege
- von mehr als 500 Ballonen,
- in der unmittelbaren Umgebung (Kontrollzone) von
- internationalen Verkehrsflughäfen (wie z. B. Frankfurt),
- Regionalflughäfen (wie z. B. Augsburg)
- militärischen Flugplätzen (wie z. B. Nordholz).
Im Übrigen gilt die Freigabe für Aufstiege von weniger als 500 Ballonen, die außerhalb der oben beschriebenen Schutzbereiche (Kontrollzonen) um Flughäfen stattfinden, generell als erteilt, wenn die Auflagen der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH eingehalten sind.
Bitte bedenken Sie auch: Je nach Art der Veranstaltung, in deren Rahmen der Ballonaufstieg stattfindet, kann diese als öffentliche Veranstaltung genehmigungspflichtig sein. Nähere Informationen erhalten Sie beim zuständigen Ordnungsamt Ihrer Kreisverwaltungsbehörde.
- Verschluckbare Kleinteile
- Brand-gefährlich: Spraydosen
- DFS Infoblatt Kinderluftballons
- DFS Online-Anträge "Aufstieg von Kinderluftballons"
- IGV: Sicherheitshinweise / Gefahren beim missbräuchlichen Einatmen von Helium
- Podcast "So erkennt ihr sicheres Spielzeug" des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz
- Bayerische Gewerbeaufsicht
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Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
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