Welche Geldanlagen sind sicher?
Von: Verbraucherzentrale Bayern e.V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Gibt es (absolut) sichere Geldanlagen?
- Welche Anlageklasse ist wie sicher?
- Geldwerte: Geldanlagen ohne Totalverlust und Wertschwankung
- Welche staatlich abgesicherten Anlageformen gibt es?
- Wie sicher sind Bundeswertpapiere?
- Welche Kosten fallen bei den einzelnen Anlageprodukten an?
Gibt es (absolut) sichere Geldanlagen?
Vorweg: Es gibt keine Geldanlage, die frei von Anlagerisiken ist. Wenn also die Rede von sicheren Geldanlagen ist, kommt es immer auf die Frage an, wie sicher eine Geldanlage gegenüber welchem Risiko ist. Risiken für eine Geldanlage können Kaufkraftentwertung durch Inflation oder Währungsreform, Totalverlustrisiko oder auch Kursrisiken sein. Jede Anlageklasse weist dabei ganz spezifische Risiken auf.
Die auf dem Finanzmarkt von Anleger/-innen erwerbbaren Geldanlageprodukte bilden stets eine oder mehrere sogenannte Anlageklassen ab. Die Hauptanlageklassen bei Finanzprodukten sind Geldwerte und der Aktienmarkt. Daneben sind als Nebenanlageklassen vor allem der Immobilienmarkt, Edelmetalle oder auch stille Beteiligungen („grauer Kapitalmarkt“) geläufig.
Welche Anlageklasse ist wie sicher?
In diesem Artikel werden Geldanlagen als sicher bezeichnet, wenn sie nicht von Kursschwankungen oder Wertverlusten betroffen sind und nicht von Aktien-, Anleihen-, Immobilien- oder Rohstoffmärkten abhängen. Auch in der Fachliteratur über Geldanlagestrategien wird oft von sicheren Geldanlagen gesprochen. Dabei geht es aber nur darum, dass diese Anlagen weniger schwankungsanfällig sind als andere.
Geldwerte: Geldanlagen ohne Totalverlust und Wertschwankung
Die sicheren Geldanlagen gehören zur Anlageklasse der Geldwerte. Es sind Kredite an Banken, Bausparkassen oder Lebensversicherungen mit Zinsen als Geldanlageertrag. Sie bringen keine besonders hohen Renditen, bieten aber Sicherheit, das eingesetzte Kapital in den Grenzen der Einlagensicherung zurückzubekommen.
Geldwerte unterliegen dem Risiko der Inflation. Auch in der Vergangenheit gab es in Deutschland Phasen hoher Inflation oder Währungsreformen. Dadurch wurde das Geld auf den Konten weniger wert. Geldwerte werden in zwei Gruppen unterteilt: einlagengesicherte Bankprodukte und Anleihen. Anleihen werden auch Renten oder Schuldverschreibungen genannt.
Die gesetzliche Einlagensicherung soll in einem Insolvenzfall des Geldinstitutes die Einlagen der Kunden bis zu 100.000 Euro pro Anleger/-in und pro Bank schützen. Dies gilt für Bankkontoprodukte bei Banken, die ihren Firmensitz in einem Staat der EU haben. Abhängig davon, ob man bei Privatbanken, Sparkassen oder Genossenschaftsbanken, Bausparkassen oder Versicherungsgesellschaften vertraglich verzinste Anlageprodukte erwirbt, greifen unterschiedliche Einlagensicherungssysteme. Auf die Einzelheiten wird im Beitrag Einlagensicherung näher eingegangen.
Verbraucher/-innen, die eine sichere Geldanlage dieser Art wünschen, sollte ein Produktangebot mit einem hohen Renditeversprechen kritisch hinterfragen. Wichtig ist, dass es sich wirklich um ein staatlich einlagengesichertes Kontoprodukt handelt: Beispielsweise ist bei sogenannten Garantiezertifikaten und ähnlichen nachrangigen Bankprodukten wie Zertifikaten in Anleiheform Vorsicht geboten, weil Anleger/-innen im Fall einer Insolvenz des Herausgebers der Totalverlust droht.
Es gibt auch Risiken, die von der Art der Anlage kommen. Ein Beispiel sind Renten- und Kapitallebensversicherungen. Da gibt es oft niedrige Rückkaufswerte, weil die Abschluss- und Verwaltungskosten sehr hoch sind. Bei Investmentfonds kann es auch zu Verlusten kommen, wenn das Management Fehler macht.
Welche staatlich abgesicherten Anlagenformen gibt es?
Die nachfolgend dargestellten Bankprodukte auf Anlagekontobasis können als sicher hinsichtlich ihres Kapitalschutzes bezeichnet werden, da sie alle über eine Einlagensicherung verfügen. Die folgende Übersicht stellt keine Anlageempfehlung dar, da je nach Anlagezweck und Mentalität der Anleger/-innen ein Produkt mehr oder weniger geeignet sein kann.
Tagesgeldkonto und Sparbuch
Wer ständig über sein Geld verfügen möchte, für den ist das Tagesgeldkonto oder das Sparbuch eine geeignete Anlageform. Auf einem Tagesgeldkonto kann das Guthaben jederzeit in voller Höhe auf das Girokonto zurücküberwiesen werden. Während sich das Geld auf dem Tagesgeldkonto befindet, wird es verzinst. Der Zinssatz wird von der Bank bestimmt und kann sich verändern. Das Tagesgeldkonto ist nicht dazu gedacht, Rechnungen zu bezahlen oder Barabhebungen vorzunehmen. Es dient also nicht als Ersatz für das Girokonto.
Auch das Sparbuch gleicht in der Funktionsweise dem Tagesgeldkonto mit dem Unterschied, dass nur 2.000,- € monatlich verfügt werden können. Höhere Verfügungen müssen mit einer 3-monatigen Kündigungsfrist angemeldet werden.
Festgeld und Sparbrief
Festgelder und Sparbriefe zielen von Anfang an auf eine längere Bindung oder Vertragslaufzeit ab. Sparer/-innen legen hierbei ihr Geld bei einer Bank für eine vereinbarte Laufzeit fest an. Während dieser Zeit kann in der Regel nicht über das Geld verfügt werden: Man sollte sich also vorher gut überlegen, wie lange auf das Geld verzichtet werden kann.
Festgelder gibt es schon ab einer Laufzeit von einem Monat, Sparbriefe haben eine Mindestlaufzeit von einem Jahr. In einer Niedrigzinsphase sollte sich nicht zu lange an einen Zins gebunden und eher kurze Laufzeiten gewählt werden.
Stufenzinssparbrief
Stufenzinssparbriefe sind eine Art Zwitter zwischen Sparbrief und Sparbuch. Sie haben eine wählbare Laufzeit in Jahren, sind jedoch meist nach einem Jahr mit einer Frist kündbar. Je länger Anleger/-innen am Vertrag festhalten, umso höher fällt der Festzins aus. Es lohnt sich, mit Zinsvergleichen einen hohen Zinssatz für Festgeld und Sparbrief zu finden.
Banksparplan
Wer monatlich etwas sparen will, für den oder die bietet sich der Banksparplan an. Dabei wird die Möglichkeit gegeben monatlich Geld auf ein Konto anzusparen, welches von der Bank verzinst wird. Bei den meisten Banksparplänen bekommen Verbraucher/-innen einen Bonus auf die Grundverzinsung oder den geleisteten Jahressparbeitrag. Dieser Bonus steigt mit der Laufzeit des Sparplanes entsprechend an.
Banksparpläne mit variablem Zins haben den Vorteil, dass sie sich an das jeweilige Zinsniveau anpassen. Diese Produkte sind bei wenigen Bankinstituten auch mit attraktiven Konditionen für vermögenswirksame Leistungen offen.
Bankauszahlplan
Das Gegenteil vom Banksparplan ist der Bankauszahlplan. Er eignet sich beispielsweise für die regelmäßige Auszahlung aus Altersvorsorgekapital zu Rentenbeginn. Er hat meistens eine feste Verzinsung. Deshalb sollte sich in Zeiten niedriger Zinsen ähnlich wie bei Sparbriefen für kürzere Laufzeiten bis fünf Jahre entschieden werden.
Bausparvertrag
Ein Produkt, welches auch als einlagen- und wertschwankungssicher bezeichnet werden kann und zusätzlich noch die Möglichkeit für ein zinsgünstiges Darlehen in der Zukunft bietet, ist der Bausparvertrag. Ähnlich wie der Banksparplan ist der Bausparvertrag ein Finanzprodukt, um monatlich Geld anzusparen. Nach einer gewissen Laufzeit besteht die Möglichkeit - in der etwa gleichen Höhe des angesparten Kapitals - ein zinsgünstiges Darlehen aufzunehmen. Dafür sind die Zinsen in der Ansparphase gegenüber dem Banksparplan oder Tagesgeldkonto vergleichsweise niedrig.
Renten- und Kapitallebensversicherung
Garantieverzinste Renten- und Kapitalversicherungen gehören ebenfalls zu den einlagengesicherten Anlageprodukten der Anlageklasse Geldwerte. Die Absicherung des Kapitals bei Konkurs der meisten Versicherungsgesellschaften ist über eine Auffanglösung der Kundenbestände in Deutschland (Protektor) staatlich gewährleistet.
Allerdings sollte bei Interesse an einem solchen Produkt die Zugehörigkeit zu der Protektor-Absicherung überprüft werden.
Die sehr niedrige Garantiehöchstverzinsung von Neuverträgen machen diese Produkte nur noch in seltenen Einzelfällen gegenüber anderen Altersvorsorgesparformen konkurrenzfähig, siehe dazu auch der Beitrag Lebensversicherung.
Wie sicher sind Bundeswertpapiere?
Bundeswertpapiere
Anlagen in Wertpapiere der Bundesrepublik Deutschland gelten pauschal als sehr sicher. Gemeint sind in erster Linie deutsche Staatsanleihen (Staatsschuldverschreibungen). Die hohe Sicherheit bezieht sich auf die Rückzahlfähigkeit des Nominalwertes der jeweiligen Anleihen zur Fälligkeit durch den deutschen Staat.
Staatsanleihen sind Wertpapiere, die so ähnlich wie Kreditverträge funktionieren. Anleger/-innen stellen dem Staat Geld für eine bestimmte Zeit zu einem festgelegten Zins (Zinskupon) zur Verfügung. Diese „Vereinbarung“ wird mit einem Wertpapier verbrieft. Viele Bundeswertpapiere wie z.B. Bundesanleihen oder Bundesobligationen werden an der Börse gehandelt. In Zeiten niedriger Zinsen sollte beachtet werden, dass bei gleicher Laufzeit die Renditen häufig deutlich schlechter sind als bei Bankprodukten, die der gesetzlichen Einlagensicherung unterliegen.
Hypothekenpfandbriefe
Hypothekenpfandbriefe sind ebenfalls Schuldverschreibungen, bei denen sowohl der Zins als auch die Laufzeit vorgegeben sind. Diese können jederzeit über die Börse verkauft werden.Pfandbriefe werden von Hypothekenbanken und öffentlich-rechtlichen Kreditanstalten herausgegeben, um Hypothekendarlehen (Immobiliendarlehen) zu finanzieren.
Die Hypothekendarlehen sind durch Grundschulden abgesichert, dabei darf die Kreditsumme maximal 60% des Beleihungswerts der Immobilie betragen. Pfandbriefe gelten daher als Anlage mit sehr geringem Ausfallrisiko und als mündelsichere Geldanlagen.
Wie bei allen sicheren Geldanlagen sind die Renditen bei Pfandbriefen eher gering. Wer den Pfandbrief vor Ende der vereinbarten Laufzeit über die Börse verkauft, kann Kursverlusten erleiden.
Welche Kosten fallen bei den einzelnen Anlageprodukten an?
Weder beim Banksparplan, noch beim Tagesgeld, Sparbuch, Festgeld oder Sparbrief fallen Kosten für den Abschluss an. Diese Produkte verursachen auch keine laufenden Verwaltungs- oder Verwahrungskosten, wie z.B. Depotgebühren, was die Geldanlage transparenter macht.
Beim Bausparvertrag werden in der Regel Abschlusskosten in Höhe von einem oder 1,6 Prozent der Bausparsumme fällig. Manche Bausparkassen verlangen zudem auch noch jährliche Kontoführungsgebühren oder sonstige Verwaltungsentgelte.
Kauf und Aufbewahrung von Bundeswertpapieren sind seit Ende 2012 nicht mehr kostenfrei möglich. Bundeswertpapiere und Pfandbriefe werden über eine Bank gehandelt, wo Anleger/-innen Wertpapierdepots unterhalten. Sowohl beim Kauf, als auch beim Verkauf fallen Transaktionskosten an. Gegebenenfalls kommen Depotkosten für die Verwahrung hinzu.
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