Vorratsschädlinge bekämpfen ohne Gift
Von: Alexandra Borchard-Becker – Die VERBRAUCHER INITIATIVE e. V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Befall ermitteln
- Lebensmittel kontrollieren und entsorgen
- Schädlinge vertreiben
- Auf Nützlinge setzen
- Anwendungen wiederholen
- Wenn die Maßnahmen nicht helfen
Befall ermitteln
Besteht der Verdacht auf Schädlinge, können Pheromon-Klebefallen für Lebensmittelmotten oder -käfer in Vorratsschränken einen Befall anzeigen. Sie locken die männlichen Tiere an, die in der Falle gefangen werden. So kann die Fortpflanzung vermindert und der Bestand reduziert werden. Zur Bekämpfung reichen sie allein nicht aus. Die in Drogerie-, Bau- oder Supermärkten erhältlichen Fallen sind für den Menschen unbedenklich.
Lebensmittel kontrollieren und entsorgen
Machen Sie die betroffenen Lebensmittel ausfindig, kleben Sie die Verpackungen zu oder verpacken Sie sie in Plastiktüten. Werfen Sie diesen Abfall sofort in die Mülltonnen vorm Haus. Prüfen Sie in der Nähe gelagerte Vorräte auf Zeichen eines Befalls.
Schädlinge vertreiben
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Saugen Sie die Schränke aus und reinigen Sie sie mit Essigwasser.
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Verschließen Sie den Staubsaugerbeutel und entsorgen Sie ihn in der Hausmülltonne.
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Behandeln Sie Schrankritzen oder Ecken mit einem Fön, um Motten, Käfer, Larven und Eier abzutöten. Achten Sie darauf, dass die Flächen Hitze aushalten.
Mischungen aus ätherischen Ölen wie Lavendel, Nelken, Zedernholz, Pfefferminze oder Thuja, z. B. als Duftkissen, können Lebensmittelmotten fernhalten. Probieren Sie vorher aus, ob Sie die Mittel vertragen.
Auf Nützlinge setzen
In manchen Fällen lassen sich die Motten oder Käfer mit den genannten Maßnahmen nicht restlos vertreiben. Die Schädlinge können sich in schwer zugänglichen Ritzen oder Spalten eingenistet haben. Dort finden sie z. B. durch versteckte Krümel noch ausreichend Nahrung, um eine ganze Weile zu überleben.
Bei hartnäckigem Motten- oder Käferbefall empfehlen Experten des Umweltbundesamtes und des Pestizid Aktions-Netzwerkes den Einsatz von Schlupfwespen. Die winzig kleinen Insekten sind als natürliche Feinde wirksam. Sie spüren die Motten- oder Käfereier auf und legen ihre eigenen Eier hinein. Die Motten- und Käferbrut wird von den Larven der Schlupfwespen gefressen. Nach einigen Tagen schlüpft eine neue Schlupfwespengeneration und macht sich erneut auf die Suche nach den Eiern der Schädlinge. Eine Schlupfwespenplage ist jedoch nicht zu befürchten. Von ihnen geht keine Gefahr für Menschen oder Haustiere aus. Ohne Motten- oder Käfereier sterben sie nach einigen Tagen ab. Die toten Exemplare mischen sich unter den Hausstaub und werden beim Staubwischen oder Saugen entfernt. Schlupfwespen sind im Handel oder online über Nützlingsanbieter erhältlich. Adressen finden Sie untenstehend, sie bieten außerdem nähere Informationen zu den Nützlingen.
Informationen zu Schlupfwespen
Sie sind weniger als einen halben Millimeter groß, können zwar fliegen, bewegen sich aber überwiegend krabbelnd voran. Mit Wespen haben sie nichts zu tun. Es gibt verschiedene Schlupfwespenarten, die speziell für den Einsatz in der Küche, in Vorratsschränken oder Speisekammern geeignet sind.
Sie sind gesundheitlich unbedenklich und können in der Nähe von verpackten Lebensmitteln angewendet werden. Wenn Sie dennoch Bedenken haben, können Sie beispielsweise die Schrankfächer oder Regale vorher ausräumen und dann die Kärtchen oder Behälter mit den Schlupfwespenlarven nach Anleitung anbringen.
Anwendungen wiederholen
Kombinieren Sie die genannten Maßnahmen und wenden Sie sie in regelmäßigen Abständen über einen längeren Zeitraum an, bis kein Befall mehr feststellbar ist. Zur Kontrolle eignen sich Pheromon-Fallen.
Wenn die Maßnahmen nicht helfen
Setzen Sie Insektengifte, sogenannte Insektizide, nur im Einzelfall in Eigenregie ein. Sie enthalten als Wirkstoffe häufig Pyrethroide, die als Nervengifte wirken.
Von einer regelmäßigen und großflächigen Anwendung ist wegen möglicher gesundheitlicher Risiken abzuraten. Insektensprays können beim Versprühen Augen, Haut, Schleimhäute und Atemwege reizen sowie Brennen, Juckreiz und Taubheitsgefühle hervorrufen. Insektenstrips, die z. B. in der Küche angebracht werden, geben über einen bestimmten Zeitraum kontinuierlich Pyrethroide an die Umgebungsluft ab. Sie können sich dort bzw. im Hausstaub anreichern. Bei einer dauerhaft erhöhten Belastung wurden Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Seh- und Hörstörungen beobachtet.
Die Stoffe töten auch nützliche Insekten ab. Sie können über Abwasser und Abfälle in die Umwelt gelangen.
Wenden Sie sich an an einen professionellen Schädlingsbekämpfer, wenn Sie den Befall nicht in den Griff bekommen oder er zu massiv ist.
- Tipps zur Vorbeugung von Vorratsschädlingen
- Verbraucherzentrale Bayern: Vorratsschädlinge – Tipps zur Vorbeugung und Bekämpfung
- Schädlinge und Nützlinge, Biozid-Portal des Umweltbundesamtes
- Verein der Nützlingsanbieter Deutschlands e. V.: Nützlinge gegen Lebensmittelmotten und -käfer für den Hausgebrauch bieten z. B. die Firmen AMW Nützlinge GmbH, Sautter & Stepper GmbH oder Biologische Beratung Prozell und Schöller GmbH an.
- Pestizid Aktions-Netzwerk e. V., (PAN Germany)
- Deutscher Schädlingsbekämpfer-Verband (DSV) e. V.
- Verein zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung e. V.
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