Fasten - für jedermann geeignet?
Von: Gisela Horlemann - VerbraucherService Bayern
In diesem Beitrag finden Sie
- Fasten
- Vorbereitung
- Fastentage
- Aufbautage
- Heilfasten nach Buchinger
- F.X. Mayr-Kur
- Basenfasten
- Intervallfasten
Fasten ist ein alter, meist religiös geprägter Brauch. Die großen Religionen haben dafür feste Regeln und Zeiten vorgesehen. Heute gelten für viele Menschen diese Strukturen nicht mehr.
Fastenkuren wie das Heilfasten nach Buchinger oder die F.X. Mayr Kur haben in modifizierter Form diese Funktion übernommen und werden in Kliniken oder zu Hause durchgeführt. Dazugekommen sind das Basenfasten und das Intervallfasten mit dem Hauptzweck an Gewicht zu verlieren.
Fasten
Fasten bedeutet eine innere Reinigung mit dem Nebeneffekt abzunehmen. Es ist jedoch kein vollständiger Verzicht auf Nahrung, wie es religiöses Fasten weitgehend erfordert.
Der spirituelle Gedanke, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen, spielt die Hauptrolle. Falsche Ernährungsgewohnheiten, wie das Verlangen nach Süßem, oder zu schnelles Essen, können gestoppt werden. Diese Auszeit ermöglicht es, belastende Situationen neu zu ordnen.
Fasten wirkt sich auf den Körper aus: Der Blutdruck schwankt und häufig lässt die Sehkraft nach. Der Körper reagiert langsamer und der Schlaf wird schlechter. Es wird meist davon abgeraten zu Hause zu fasten, da Bewegung, Ruhe und bewusstes Erleben der Umgebung im Vordergrund stehen und das klappt im Arbeitsalltag selten.
Außerdem ist es kleinen Kindern nicht zu vermitteln, warum sie aufessen sollen, während die Mutter mit dem Essen aufhört, etwas anderes isst oder gar nichts.
Fasten ist für gesunde erwachsene Menschen geeignet. Nicht jedoch bei fortgeschrittener Herzmuskelerkrankung, Demenz, frischen Geschwüren des Magens und Dünndarms, Leber- und Nierenerkrankungen, Anorexia nervosa oder endogener Depression. Auch Schwangere und Stillende sollten auf Fasten verzichten.
Wer das erste Mal fastet sollte sich einer Fastengruppe anschließen oder sich den „Luxus“ einer Fastenklinik gönnen und unter Anleitung fasten. Hier kann man aus Sport- und Entspannungsangeboten wählen und Zeit für sich finden.
„Vorteilhafte Effekte des Heilfastens sind bei bestimmten Krankheiten, beispielsweise für das Metabolische Syndrom, chronische Entzündungen oder psychosomatische Krankheiten wissenschaftlich belegt“, so die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Vorbereitung
Eine Fastenkur beginnt üblicherweise mit einem Entlastungstag. An diesem Tag dürfen Obst, Gemüse, Nüsse und Milchprodukte gegessen werden. Auch Obsttage, Reistage, Frischkosttage oder Fischtage sind zulässig. Erlaubt sind pro Tag etwa 800 Kilokalorien.
Auch spirituell soll man sich vorbereiten zum Beispiel durch spazieren gehen, baden und die Umgebung genießen.
Das Hauptaugenmerk liegt an diesem Tag in der mentalen Vorbereitung der Darmreinigung und dem Einkauf der dafür notwendigen Materialien. Dies bildet die Grundlage aller gängigen Fastenkuren. Der Hunger während der Fastenzeit wird gestoppt. Rohkost, Leinsamen, Sauerkrautsaft oder Backpflaumen sind geeignete Hilfsmittel.
Fastentage
Festes Essen spielt während der Fastenzeit keine Rolle. Es ist auf eine tägliche Flüssigkeitsaufnahme von zwei bis drei Litern zu achten - bei sportlicher Betätigung entsprechend mehr. Neben Wasser sind Säfte, Früchte- oder Kräutertees und verschiedenste Gemüsebrühen üblich.
Wichtig ist es, Kreislauf und Stoffwechsel in Schwung zu bringen, zum Beispiel mit Kneippschen Güssen und Sport. Bewegung ist unerlässlich, damit die Muskulatur nicht abbaut.
Während der Fastentage ist es wesentlich, den Darm zu pflegen. Ein gereinigter, leerer Darm bietet die Chance für einen Neuanfang. Der Darm ist immerhin das größte Entgiftungsorgan, die „Müllabfuhr“ des Menschen.
Am ersten Fastentag muss der Darm entleert werden. Dazu eignen sich, je nach Trägheit des Darms, Molke, Sauerkrautsaft, Bittersalz oder der klassische Einlauf.
An den weiteren Fastentagen muss der Darm „durchgespült“ werden. Auch hier werden Molke, Sauerkrautsaft, Bittersalz oder der klassische Einlauf empfohlen.
Aufbautage
Etwa ein Drittel der Fastenzeit gehört dem Wiederbeginnen des Essens. Eine Fastenwoche ist somit eingeteilt in den Entlastungstag, fünf Fastentage und zwei Aufbautage. Mehr Fastentage benötigen auch mehr Aufbautage.
Die Reihenfolge der Gerichte variiert von einer Fastenklinik zur Anderen. Manchmal ist ein Apfel das erste Lebensmittel. Leichte Gerichte stehen immer im Vordergrund: Rohkost, Milchprodukte, Gemüsegerichte, Vollkornprodukte und Nüsse. Jeden Tag darf es etwas mehr sein.
Heilfasten nach Buchinger
Die gängigste Fastenvariante geht auf den deutschen Arzt Otto Buchinger zurück. Bereits 1935 bezog er neben der medizinischen Ebene, die psychosoziale und spirituelle Ebene mit ein. Diese drei Dimensionen bilden zusammen eine nicht zu trennende Einheit. Buchinger sprach daher auch von einer „Diät der Seele“.
Nach Buchinger beträgt die optimale Fastendauer 2-4 Wochen. Täglich sollten nicht mehr als 500 Kalorien zugeführt werden, in Form von Gemüsebrühen, Säften und Tees.
Diese Fastenmethode wurde von der Ärztin Wilhelmi de Toledo weiterentwickelt und ist wissenschaftlich anerkannt.
Achtung:
Der Begriff Heilfasten ist nicht geschützt. Viele Hotels bieten Heilfasten an, dahinter verbirgt sich aber oft nur eine kalorienreduzierte Diät.
F.X. Mayr-Kur
Die F.X. Mayr Kur ist auch bekannt als Milch-Semmel-Diät.
Die Grundidee dahinter ist, dass zusätzlich zur Darmreinigung der Kauvorgang trainiert werden muss. Das vorgeschriebene intensive, langsame Kauen einer Semmel mit Milch regt den Verdauungsmechanismus an und es wird bewusster gegessen. Das unterbricht den Ernährungskreislauf von zu schnell und dadurch zu viel zu essen.
Basenfasten
Dies ist eine Zwischenform zwischen Fasten und Diät. Die Grundidee ist, dass ein Säure-Basen-Gleichgewicht des Organismus vorhanden sein muss, damit sich keine „Schlacken“ in den Blutgefäßen ablagern und zu Krankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen führen.
Lebensmittel werden in basische und saure Lebensmittel eingeteilt. Da die heutige Ernährungsweise stark säurehaltig ist, müssen verstärkt basische Lebensmittel zugeführt werden, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Basisch sind Obst und Gemüse, Kräuter, Keimlinge, einige Nüsse sowie hochwertiges Öl wie Lein-, Oliven- oder Rapsöl.
Alle anderen Lebensmittel, vor allem tierische, sind verboten.
Wichtig ist dabei, viel zu trinken, da die „Schlacken“ ausgespült werden müssen.
Die Kur geschieht am einfachsten während einer mehrtägigen Basenkur. Diese kann gut zu Hause durchgeführt werden, wird jedoch auch in Hotels angeboten.
Wissenschaftlich gesehen ist die Unterscheidung in Säurebildner und Basenbildner unnötig, da der Körper mit seinen Organen den Säure-Basen Ausgleich bewältigt. Als Kurzzeit-Kur ist Basenfasten geeignet. Als langfristige Ernährungsweise nicht, denn wichtige Nährstoffe könnten auf Dauer fehlen. Geeignete Studien dazu gibt es nicht.
Intervallfasten
Intervallfasten ist im Gegensatz zum Heilfasten eine Langzeiternährung. Durch mehrmaliges Kurzzeitfasten während einer Woche soll eine Gewichtsabnahme erfolgen.
Eine Diät, also eine reduzierte Nahrungsaufnahme, führt dazu, dass sich der Körper an eine geringe Energiezufuhr gewöhnt. Wird nach einer Diät wieder normal gegessen, so steigt das Gewicht schnell wieder an, da der Körper nun „im Überfluss“ lebt. Es entsteht der bekannte JoJo-Effekt. Studien ergaben, dass ein Verzicht auf Essen während einer immer wiederkehrenden kürzeren Zeitphase diesen Nachteil nicht zeigt.
Dabei gibt es verschiedene Varianten. Dies sind die beiden häufigsten:
Die 5:2-Diät: An fünf Tagen in der Woche darf man wie gewohnt essen, ohne Kalorien zu zählen. An zwei Tagen wird die Nahrungszufuhr bei Frauen auf 500, bei Männern auf 600 Kalorien reduziert. Dazu gilt es, viel Wasser und ungesüßten Tee zu trinken.
Die 8:16-Diät: Hier lässt man eine Mahlzeit pro Tag, das Abendessen oder das Frühstück, ausfallen, damit man 16 Stunden am Stück auf Nahrung verzichtet.
Die Studienlage, ob Intervallfasten besser zum Abnehmen geeignet ist als andere Diäten, ist widersprüchlich.
In Tierversuchen zeigte sich, dass Fasten generell das Leben verlängert und Diabetes verhindert. Ob die Studien auf Menschen übertragbar sind, muss sich noch zeigen. Wissenschaftlern erscheint es plausibel.
Fotonachweis:
Panthermedia, 16114155, Simsonne
Externe Links und weiterführende Literatur
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Heilfasten, Basenfasten, Intervallfasten
- Fachverband Deutscher Heilpraktiker e.V.
- Deutsche Fastenakademie e.V.
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