Schlank mit Schlankheitsmitteln?
In diesem Beitrag finden Sie
- Was sind Schlankheitsmittel?
- So sollen Schlankheitsmittel wirken
- Produktvielfalt und Bewertung von Schlankheitsmitteln
- Schlankheitsmittel aus dem Internet
- Schlank mit Schlankheitsmitteln?
Was sind Schlankheitsmittel?
Schlankheitsmittel sind Produkte zum Einnehmen oder Trinken, mit denen das Abnehmen scheinbar leichter und schneller geht. Bis auf wenige Ausnahmen erhält man sie rezeptfrei in Apotheken, Drogerien, Reformhäusern und in großer Auswahl im Internet. Das Sortiment der angeblichen Figur-Helfer reicht von Tabletten, Kapseln, Tropfen und Pulver bis hin zu Tee und Riegeln. Schlankheitsmittel unterscheiden sich darin, wie sie wirken, welche Substanzen sie enthalten, und inwiefern sie der Gesundheit schaden.
So sollen Schlankheitsmittel wirken
Wer seinen Pfunden zu Leibe rücken will, muss entweder weniger Kalorien aufnehmen als der Körper täglich braucht oder mehr verbrennen. Genau das sollen Schlankheitsmittel bewirken: Kalorienzufuhr senken und Energieverbrauch erhöhen (Tabelle 1).
Kalorienzufuhr senken
Zum Einsparen von Kalorien bietet der Markt kalorienreduzierte Lebensmittel und Formula-Diäten an. Auch mit so genannten Fett- und Kohlenhydrat-Blockern soll die Ernährung kalorienärmer werden, da sie Nährstoffe im Darm binden, die dann bei der Energiebilanz nicht mehr so sehr ins Gewicht fallen. Appetitzügler greifen schon vor dem Essen ein, damit man um die Leberkässemmel einen großen Bogen macht.
Energieverbrauch steigern
Die andere Gruppe der Schlankheitsmittel verfolgt das Ziel, Fettdepots zu mobilisieren. Laut Hersteller beschleunigen ganz bestimmte Wirkstoffe in den Produkten den Stoffwechsel, was die Fettverbrennung ankurbeln soll. Nach dem Motto „5 Kilos in 5 Tagen!“ schmelzen die Pfunde dann scheinbar schneller durch die Wirkung von speziellen Substanzen.
Tabelle 1: Schlankheitsmittel und ihre (angebliche) Wirkung
Schlankheitsmittel | So sollen sie wirken: |
---|---|
Kalorienreduzierte Lebensmittel Formula-Diäten |
Die tägliche Kalorienzufuhr sinkt durch eine kalorienarme Ernährung.
|
Fettblocker Kohlenhydratblocker |
Die Verdauung von Fett und Kohlenhydraten im Darm wird zum Teil blockiert. Dadurch sinkt die tägliche Kalorienzufuhr.
|
Appetitzügler, Appetitbremsen und Sattmacher |
Hungergefühle werden gedämpft und der Appetit gehemmt. Die Kalorienzufuhr sinkt, weil weniger gegessen wird.
|
Produkte zum Entwässern, Abführen und Entschlacken |
Kurzfristiger Gewichtsverlust durch die Ausscheidung von körpereigener Flüssigkeit.
|
Fettverbrenner (Fatburner) und diverse schlankmachende Wirkstoffe |
Der tägliche Energieverbrauch steigt, weil der Stoffwechsel angekurbelt wird und Fettdepots abgebaut werden.
|
Produktvielfalt und Bewertung von Schlankheitsmitteln
Kalorienreduzierte Lebensmittel
Lebensmittel, bei denen der Gehalt an Fett und Zucker reduziert wurde, gehören mittlerweile fast zum Standardprogramm eines jeden Herstellers. Die so genannten Light-Produkte sollen dabei helfen, Kalorien einzusparen. Das klappt allerdings nur, wenn man sich von der „leichten“ Version nicht zur doppelten Menge verführen lässt. Dazu kommt, dass viel Aufwand und Zusatzstoffe nötig sind, bis aus einem normalen Produkt ein leichtes wird, das genauso aussieht und schmeckt.
Kalorienbewusst essen ohne Spezialprodukte
Gesundheitsbewusste Genießer, die Wert auf echten Geschmack legen, brauchen keine Extrawurst, um ihre Fettröllchen zu verkleinern. Es gibt reichlich Nahrungsmittel, die von Haus aus kalorienarm sind und trotzdem satt machen wie zum Beispiel Gemüse, fettarme Wurstsorten und Milchprodukte, mageres Fleisch und Fisch sowie Mineralwasser. Beim Kochen und Backen weniger Fett und Zucker verwendet, macht die Speisen automatisch „light“.
Formula-Diäten
Kalorien reduzieren klappt auch mit industriell hergestellten Pulvern von Formula-Diäten. Verrührt mit Wasser oder Milch ergeben sie eine Suppe, Cremespeise oder einen Drink. Wer es eilig hat, greift zum fertigen Shake oder Riegel. Formula-Produkte unterliegen dem § 14 der Diätverordnung, was strenge Auflagen bei der Herstellung mit sich bringt. Der konstante Energie- und Nährstoffgehalt in jeder Portion ist nach einer speziellen Formel genau definiert und die Tagesration muss zwischen 800 und 1200 Kilokalorien liefern. Ein hoher Eiweißgehalt in den Produkten schützt vor Muskelabbau, der bei einseitigen Diäten häufig vorkommt.
Formula-Diäten mit Köpfchen verwenden
Für erste, motivierende Erfolge beim Abnehmen kann es nützlich sein, mit bilanzierten Shakes einen Starter-Tag zu machen. Bei der Gewichtsreduktion mit gesunder Ernährung und Bewegung eignen sich Formula-Diäten hin und wieder auch als Mahlzeiten-Ersatz. So behält man leichter den Überblick über die tägliche Energiezufuhr. Wichtig ist, dass die empfohlene Tagesration weder über- noch unterschritten wird. Schwinden die Pfunde zu schnell, steht der Jojo-Effekt sicher vor der Tür. Als ausschließliche Ernährung über einen längeren Zeitraum als drei Wochen sollten Formula-Diäten nur unter ärztlicher Kontrolle und im Rahmen eines bewährten Schulungsprogramms durchgeführt werden.
Fettblocker
Schlemmen wie im Schlaraffenland und gleichzeitig abnehmen, soll mit Fettblockern möglich sein. Das verschreibungspflichtige Medikament verhindert durch den Wirkstoff Orlistat, dass ein Teil des verzehrten Fettes im Darm verwertet und aufgenommen wird. Kalorien spart man sich, weil das Fett einfach unverdaut ausgeschieden wird. Ohne Rezept ist der Fettblocker oder Fettbinder mit dem Wirkstoff Chitosan erhältlich. Das ist ein Ballaststoff, der aus den Schalen von Krabben, Hummern und Garnelen gewonnen wird. Er quillt im Magen-Darm-Trakt auf und bindet einen Teil des Nahrungsfettes. Leider aber auch Medikamente, fettlösliche Vitamine sowie wichtige Fett- und Gallensäuren.
Fettblocker blocken mehr als Fett
Auch mit Fettblockern muss man fettbewusst essen, denn die Anti-Fett-Pillen blockieren die Verdauung nur von höchstens einem Drittel der Nahrungsfette. Ein Zuviel an Fett (mehr als 70 Gramm pro Tag) führt zu Blähungen, Durchfällen und eventuell einem Mangel an essentiellen Nährstoffen. Wer auf Medikamente angewiesen ist, sollte die Einnahme von Fettblockern mit dem Arzt besprechen. Personen mit einer Krusten- oder Schalentierallergie verzichten besser auf Chitosan. Ein Nachweis, dass Chitosan dauerhaft zum gewünschten Körpergewicht führt, existiert nicht.
Kohlenhydratblocker
Kohlenhydratblockern erfüllen den Traum von „Kuchen ohne Reue“, sagt die Werbung. Dazu muss man vor dem Essen Kapseln aus Extrakten von Bohnen und Bockshornklee schlucken. Die ballaststoffhaltigen Schlankheitsmittel quellen dann auf und sorgen scheinbar dafür, dass der Magen-Darm-Trakt bis zu 60 Prozent weniger Kohlenhydrate in Form von Stärke aufnimmt. Trifft allerdings unverdaute Stärke auf Darmbakterien, kann es zu Blähungen und Durchfall kommen. Ein wissenschaftlicher Beweis für die Wirkung der Kohlenhydratblocker in Bezug auf die Gewichtsreduktion fehlt noch.
Appetitzügler und -bremsen
Bohrende Hungergefühle und ein unbändiger Appetit auf Schweinebraten oder ein köstliches Eis hat schon manche Diät zu Fall gebracht. Zur Lösung des Problems bieten die Hersteller Appetitzügler auf chemischer Basis an und Appetitbremsen sowie Sattmacher mit pflanzlichen und tierischen Inhaltsstoffen.
Appetitzügler
Arzneimittel, die den Appetit in Schach halten sollen, beeinflussen den Stoffwechsel der Botenstoffe im Gehirn. Das wirkt sich auf die Regulation von Hunger und Sättigung aus. Der Hunger wird gedämpft, man isst weniger und die Pfunde schmelzen. Gleichzeitig kurbeln die Wirkstoffe (Sibutramin, Rimonabant, Ephedrin, Synephrin, Phenylpropanolamin) den Stoffwechsel im Körper an und erhöhen den Energieverbrauch. Appetitzügler auf chemischer Basis sind in der Regel verschreibungspflichtige Medikamente, weil sie starke Nebenwirkungen haben können wie zum Beispiel Blutdruckanstieg, Herzrasen, Nervosität, Schwindel, Schlafstörungen und Kopfschmerzen.
Verbotene Wirkstoffe in Appetitzüglern
Wegen mehrerer Todesfälle durch die Einnahme von Sibutramin und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen wurde der Wirkstoff im Jahr 2010 vom deutschen Markt genommen. Manche Schlankheitsmittel, die über das Internet verkauft werden, enthalten noch immer Sibutramin und auch das in Europa verbotene Rimonabant. Zum Teil sogar in hoher Dosis, die nicht einmal auf der Verpackung steht.
Appetitbremsen
Zur Herstellung von Appetitbremsen auf pflanzlicher Basis werden Mate- und Guarana-Extrakte verwendet. Durch den Koffein- oder Theobromingehalt wirken die Produkte (Tee, Kapseln, Pulver, Gel) leicht anregend und entwässernd. Appetitbremsen schaden zwar der Gesundheit nicht, bieten aber auch keine Vorteile für die dauerhafte Gewichtsabnahme. Sobald die Präparate abgesetzt werden, fällt man meist in alte Essgewohnheiten zurück.
Sattmacher
Produkte aus den Fasern von Beeren, Äpfeln und Zitrusfrüchten oder aus Schalen von Krustentieren dämpfen ebenfalls Hunger und Appetit. In vielen Präparaten soll der Quellstoff Glucomannan aus der asiatischen Konjakwurzel den Hunger nachweislich besänftigen.
Diese Faserstoffe quellen im Magen auf und man spürt ein Sättigungsgefühl. Zur Einnahme muss man viel trinken, sonst kommt es zu Verstopfung und Darmverschluss. Dazu ist es ganz wichtig, den Beipackzettel auf Wechselwirkungen mit Medikamenten zu durchforsten. Den Sättigungseffekt erreicht man leichter und preiswerter mit einer ballaststoffreichen Ernährung, oder einem Glas Wasser vor der Mahlzeit. Langfristig sinnvoller als Kapseln zu schlucken wäre es, wieder ein Gefühl für echten Hunger und Seelenhunger zu entwickeln. Als Trösterchen bei Frust und Stress geben die Sattmacher der Packung eine ganz schlechte Figur ab.
Mittel zum Entwässern und Entschlacken
Zum Entwässern, Entschlacken oder auch Abführen werden vor allem Kräuter- oder Früchtetees, Tropfen und Kapseln angeboten. Abnehmen durch übermäßige Wasserausscheidung ist riskant. Flüssigkeitsmangel macht weniger leistungsfähig, schwächt die Konzentration und führt zu Schwindel, Übelkeit und Kreislaufversagen. Mit dem Wasser gehen auch Mineralstoffe wie Kalium für den Herzmuskel verloren. Abführmittel, regelmäßig eingenommen, können auf Dauer zu Darmträgheit führen. Manchen Teesorten werden synthetische Wirkstoffe wie zum Beispiel der verbotene Appetitzügler Sibutramin zugesetzt, die meist nicht auf der Verpackung stehen. Diese Schlankheitsmittel haben keinen Einfluss auf die Fettpolster, was weg geht ist nur körpereigenes Wasser.
Fettverbrenner
Steht der Urlaub vor der Tür, kommt die Blitz-Diät für die Bikini-Figur gerade recht.
Dafür haben die Hersteller von Schlankheitsmitteln Fettverbrenner (Fatburner) und andere Turbohelfer auf Lager. Sie könnten den Stoffwechsel anregen, und damit Fettabbau und Gewichtsverlust beflügeln. Heftig beworben wird zum Beispiel die Einnahme der Nahrungsbestandteile Carnitin, Cholin, Chrom, Lezithin, konjugierte Linolsäuren und Pyruvat. Diese Stoffe kann der Körper selbst herstellen, und im Essen sind sie auch reichlich enthalten.
Unentbehrlich für die schnelle Traumfigur sollen auch folgende Substanzen sein: Vitamin C, Koffein, Magnesium, Wachstumshormone, Algen, Kräuter und Enzyme aus tropischen Früchten wie Papain, Lysozym, Lipasen aus der Papaya, Bromelain aus der Ananas und Kiwi-Enzyme. Auf das Übergewicht haben die Produkte keinen Einfluss und ihr Fettschmelz-Effekt ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Schlankheitsmittel aus dem Internet
Behörden warnen regelmäßig vor riskanten Produkten aus dem Internet, weil sie gepanscht sind, oder nicht zugelassene Arzneimittel wie zum Beispiel Sibutramin oder Rimonabant in hoher bis lebensgefährlicher Dosierung enthalten. Auch Potenz- und gesundheitsschädliche Abführmittel (Phenolphthalein) wurden darin schon entdeckt. Oft stimmen die Angaben auf der Verpackung nicht oder fehlen ganz. Dennoch blüht das Geschäft mit den teils dubiosen Figur-Helfern im Netz, denen mit chinesischen Formeln und dem Hinweis „rein pflanzlich“ ein gesunder Anstrich verpasst werden soll. Der Gesundheit zuliebe sieht man vom Kauf solcher Schlankmacher im Internet besser ab.
Zweifelhafte Schlankheitsmittel erkennt man daran:
-
Vorher-Nachher-Bilder von begeisterten Käufern
-
Ärzte oder Apotheker empfehlen die gute Wirkung des Produkts
-
Werbung für eine schnelle Gewichtsabnahme in einem bestimmten Zeitraum
-
als Adresse gibt es nur ein Postfach
-
Geld-Zurück-Garantie
-
mangelnde Zutatenliste und Deklaration
-
fehlende Aussagen zu Risiken, Nebenwirkungen und Dosierung
-
Versand nur per Nachnahme oder Vorauskasse
Schlank mit Schlankheitsmitteln?
Auch wenn Abnehmen mit Schlankheitsmitteln verlockend klingt. Meistens sind die Versprechungen maßlos übertrieben oder falsch. Ausgenommen bei Formula-Diäten und manchen Medikamenten ist die Wirkung der Produkte minimal, unmöglich oder wissenschaftlich kaum belegt. Anstatt einer guten Figur handelt man sich oft gefährliche Nebenwirkungen ein und den sicheren Jojo-Effekt. Wirklich schmaler wird nur der Geldbeutel, und der Diät-Frust steigt ins Unermessliche. Angebliche Fettschmelzer, Sattmacher und Entwässerungstees ändern keine ungünstigen Essgewohnheiten. Das wäre aber wichtig, denn überflüssige Pfunde schwinden nur dann dauerhaft, wenn man sein Essverhalten umstellt und sich regelmäßig bewegt.
Bildquelle: Panthermedia
Externe Links
-
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit:
Illegale Schlankheitsmittel – gesundheitliche Gefahren
Verbotene Substanzklassen und deren Wirkung - Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V.: Leitlinien zur Adipositas
- Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V.
- Stiftung Warentest 02-2014: Schlankheitsmittel
- ÖKO-TEST Verlag GmbH, Heft 1-2018: Schlankheitsmittel im Test
Weitere Themen
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
Einzelfallbezogene Rechtsauskünfte und persönliche Beratung können wir leider nicht anbieten. Auch dürfen wir Firmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, nicht selbst abmahnen.
Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.