Heimischer Fisch – schmackhaft und gut für die Umwelt
In den Teichen, Seen und Flüssen finden Fischer und Angler reichlich Beute und versorgen damit Urlauber und Feinschmecker in der Umgebung. Landschaften wie der Aischgrund oder die Oberpfalz sind geprägt von den Teichen der Karpfenzucht, während im Süden in den Flüssen und Seen Forellen gedeihen. So bietet heimischer Fisch vieles – eine gesunde Umwelt, eine günstige Ökobilanz und regionale frische Spezialitäten.
In diesem Beitrag finden Sie:
- Fischzucht in Bayern - ein Überblick
- Wie wird in Seen, Teichen und Flüssen gezüchtet?
- Welche Fische spielen eine Rolle in Bayern?
- Wie viel Fisch soll es sein?
- Inhaltsstoffe
- Qualitätskontrollen und Gesundheitsgefahren
- Biozucht
- Einkaufstipps für frischen Fisch
Fischzucht in Bayern – ein Überblick
Süßwasserfische haben laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Jahr 2020 einen Anteil von circa 30 Prozent am Fischkonsum in Deutschland. Der Anteil ist leicht gestiegen was auch an der Corona Pandemie liegen könnte. Die Forelle belegt Platz 6 der beliebtesten Fischarten. Die meisten Fische stammen dabei aus Aquakulturen, geringere Mengen aus der Seenfischerei und die kleinste Menge wird selbst geangelt. Bei den Zuchtfischen liegt Bayern ganz vorne. Etwa 40 Prozent der in Deutschland produzierten Forellen kommen aus bayerischen Betrieben ebenso wie die Hälfte der in Deutschland gezüchteten Karpfen. Berühmt sind vor allem die Oberpfälzer Karpfen, die Fränkischen Karpfen und die Aischgründer Karpfen. Alle drei tragen das EU-Gütesiegel "geschützte geographische Angabe" (g.g.A.). In Mittelfranken gibt es fast 4000 Teiche, in denen diese Fische gezüchtet werden. Ein Karpfenwanderweg bei Haundorf oder der Karpfen Radweg zwischen Dinkelsbühl und Erlangen vermittelt Wissenswertes über die Zucht dieser Fischart. Damit Umwelt, Gewässer und Fischbestand geschützt sind, müssen Fischer eine staatliche Fischerprüfung ablegen und sich regelmäßig fortbilden.
In den letzten Jahren wird auch mit Süßwasserfisch in Aquakultur experimentiert. Mit dieser Methode lassen sich Welse und Barsche züchten. Eine neue Variante, die so genannte Aquaponik verbindet die Fischzucht mit dem Pflanzenanbau. Fische werden innen in großen Becken gezüchtet, ihre Ausscheidungen dienen den Pflanzen als nährstoffreicher Dünger. Barsch und Basilikum gedeihen so in idealer Kombination.
Wie wird in Seen, Teichen und Flüssen gezüchtet?
Teichwirtschaft mit Hilfe von künstlich angelegten Teichen ist die älteste Art der Fischzucht und besteht bereits seit dem Mittelalter. Schon die Mönche züchteten auf diese Weise Karpfen. Diese Tiere lieben langsam fließendes oder stehendes Wasser. Beifische sind oft Hechte, Zander, Schleie, Welse und Graskarpfen. Die Karpfenzucht wird professionell betrieben. Die Teiche werden im Winter geleert und gesäubert und die Fische mit Netzen abgefischt und verkauft. Während der Zucht in den Teichen werden die Karpfen mit natürlichen Futtermitteln wie Erbsen, Korn und Lupine oder mit speziellen Futtergemischen zusätzlich gefüttert. Erst nach drei Jahren, und mehrmaligem Umsetzen von einem Teich in den anderen, erreichen Karpfen ihr Idealgewicht von anderthalb bis drei Kilo.
Forellen haben andere Ansprüche an das Wasser. Sie lieben kühles, fließendes, sauerstoffhaltiges Nass. Daher lässt sich durch künstliche Sauerstoffzufuhr die Produktionskapazität steigern.
Forellen sind Raubfische. Deshalb erfolgt die Fütterung von Forellen und forellenartigen Fischen im Regelfall mit Fertigfutter, das etwa 50 Prozent Fischmehl enthält. Es ist dem Bedarf der Fische optimal angepasst. Das Idealgewicht einer Forelle beträgt zwischen 300g und 600g.
Grundsätzlich fließt das Wasser von einem Teich in den anderen und wird anschließend wieder in den Fluss geleitet. Damit das Ablaufwasser nicht zu Umweltproblemen führt, muss es gereinigt werden. Das geschieht entweder in so genannten Absetzbecken oder durch Mikro-Siebe.
Bau und der Betrieb von Zuchtanlagen sind kostenintensiv, entsprechend muss eine große Menge Fisch produziert werden können. Das verleitet manchmal dazu, zu viele Fische zu halten. Diese haben dann zu wenig Sauerstoff und die Krankheitshäufigkeit steigt. Doch die Fischereiverbände und die Mitarbeiter des Instituts für Fischerei beraten und kontrollieren, dass die Fischzucht in Bayern schonend für die Tiere und die Umwelt betrieben wird.
In den Seen und Flüssen sind die Fische weitgehend sich selbst überlassen. Die Fischer beobachten die Umweltbedingungen und die Vermehrungsrate. Wird die Anzahl der Fische zu knapp, sorgen die Fischer für frischen Besatz. Sie züchten Jungfische und setzen sie zur geeigneten Zeit im Frühjahr aus. Je stärker die Flussläufe verändert werden, desto häufiger ist ein Eingreifen nötig. Die meisten bayerischen Flüsse haben nur auf wenigen kurzen Abschnitten etwas von ihrer natürlichen Gestalt behalten. In Flussläufe wurden Staustufen und Wasserkraftwerke eingebaut. Aber auch Kormorane und Fischreiher dezimieren die Fische.
Damit der Bestand erhalten bleibt, dürfen bei der Seenfischerei nur Netze mit festgelegten Maschengrößen verwendet werden. Damit ist sichergestellt, dass Jungtiere durchschlüpfen können und nicht gefangen werden. Außerdem werden zur Fischerei im seichten Wasser Reusen und gelegentlich Leg-Angeln verwendet.
Welche Fische spielen eine Rolle in Bayern?
Aal
Ein wichtiger Speise-Fisch ist der Aal. Er lebt im Sommer in der Uferregion in einer Tiefe von null bis sieben Metern. Tagsüber gräbt er sich im Schlamm ein. Der Aal wird fast ausschließlich geräuchert vermarktet.
Forellenartige Fische
Regenbogenforellen oder Bachforelle
Regenbogen- oder Bachforellen werden als ganze Fische, frisch oder geräuchert, angeboten und sind mit ihrem zarten, fettarmen Fleisch ideal für alle Zubereitungen.
Lachsforelle
Die Lachsforelle ist eine Forelle, die spezielles Futter erhält. Dieses ist mit Carotin, also mit Provitamin A, angereichert und färbt das Fischfleisch lachsrot. Freilebende Forellen in Fließgewässern ernähren sich am liebsten vom Bachflohkrebs und erhalten so ihre rosa Farbe.
Saibling
Erst in den letzten Jahrzehnten und verstärkt in den letzten Jahren erlangte die Saiblingsproduktion auch in der Aquakultur größere Bedeutung. Saiblinge lassen sich, ähnlich wie Forellen, in Teichen, Becken und Kanälen aufziehen. Saiblinge erzielen deutlich höhere Marktpreise als Regenbogenforellen und sind damit für Teichwirte interessant. Der Saibling hat natürlicherweise rosa bis rotes Fleisch und schmeckt sehr zart.
Renke
Sie lebt im Freiwasserbereich des Sees, im Sommer in einer Tiefe von zehn bis zwanzig Metern. Im Winter zieht sie sich in eine Tiefe von 55 bis 70 Metern zurück. Renken werden frisch, geräuchert und als Filet angeboten.
Hecht
Im Frühjahr ist die Zeit für den Hecht. Er lässt sich am besten von März bis Mai fangen. Man kann ihn frisch oder filetiert kaufen.
Karpfen
Dieser sogenannte Friedfisch darf wie alle Fische in der fleischfreien Fastenzeit gegessen werden. Doch weil in der Fastenzeit kein Essen über den Tellerrand schauen darf, wurde aus dem schlanken Schuppenkarpfen der hochrückige, kürzere Spiegelkarpfen gezüchtet. Seltener sind Zeilkarpfen, die eine Schuppenreihe an jeder Seite und manchmal eine ähnliche längs der Wurzel der Rückenflosse haben. Der Nackt- oder Lederkarpfen hat entweder gar keine oder nur wenige Schuppen unter der Rückenflosse und an den Wurzeln der anderen Flossen. Vor den Gräten muss man sich nicht fürchten. Inzwischen werden Grätenschneider eingesetzt. Außerdem schneiden viele Händler die Karpfenfilets einige Millimeter tief mit einem Messer ein, so dass die dünnen Gräten nach der Zubereitung nicht mehr zu spüren sind.
Karpfen haben ein feines, aromatisches Fischfleisch, welches bei sachgerechter Handhabung einen ausgezeichneten Geschmack bietet. In Bayern wird bei der Erzeugung besonders darauf geachtet, dass der Karpfen ein eher fettarmes, bissfestes Fleisch aufweist.
Wels oder Waller
Hier handelt es sich um den größten Süßwasserfisch unserer Gewässer. Das Fleisch ist im Filet völlig grätenfrei. Es hat eine feste Struktur, ist weiß in seiner Farbe und zeichnet sich auch wegen seines markanten Eigengeschmacks als Delikatesse im Süßwasserfischbereich aus.
Weißfische
Von März bis Oktober gibt es in den Seen fast alle Arten von Weißfischen, zum Beispiel Brachse, Rotauge, Rotfeder. Diese Fischarten haben zwar viele Gräten, ihr Fleisch ist aber sehr fest und wohlschmeckend. Sie werden meist als Filet angeboten. Auch hier lassen sich die Gräten durch eine spezielle Schneidetechnik zerkleinern und sind so beim Verzehr nicht mehr zu bemerken.
Zander
Der Zander lebt am Grund der tieferen Regionen des Flussbettes im mittleren und unteren Lauf der Flüsse mit sandigem oder lehmigem Grund. An die Wasseroberfläche schwimmt er in der Regel nur morgens oder gegen Abend, wenn er kleine Fische jagt. Er wird künstlich in Teichen gezüchtet und in Staubecken und Seen sowie Flüssen ausgesetzt.
Eng mit dem Zander ist der Barsch verwandt. Er wird vorwiegend im August und September gefangen. Wegen seiner rauen Haut und Stacheln wird er nur als Filet verkauft.
Wieviel Fisch soll es sein?
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, ein bis zweimal Fisch pro Woche zu verzehren.
Eine Portion bedeutet dabei etwa 200 bis 250 g (mit Gräten) egal ob gekocht, gebraten oder geräuchert. Er sollte jedoch möglichst fettarm zubereitet werden, damit das „leichte“ Essen nicht zu kalorienhaltig wird. Die in Franken so beliebten gebackenen Karpfen sind eine Delikatesse für Feinschmecker, sollten aber selten auf dem Speisezettel stehen. Gedünstete oder pochierte Varianten sind hier eine leckere Alternative.
Inhaltsstoffe
Süßwasserfische besitzen hochwertiges leicht verdauliches Eiweiß, variieren je nach Sorte im Fettgehalt und enthalten viele Vitamine und Mineralstoffe.
Fettgehalt:
Fische können in drei Fettgehaltsstufen unterteilt werden.
-
Magerfische < 1% Fett: Barsch, Hecht, Schleie, Zander
-
Mittelfette Fische 1-10% Fett: Forelle, Karpfen (ohne Haut), Renke,
-
Fettfische > 10% Fett: Aal, Waller
Vor allem der Karpfen hat ein schlechtes Image als fetter Fisch. Deshalb wurde in den Jahren 2000 bis 2006 ein Fettmonitoring von Karpfen aus bayerischen Teichwirtschaften durch das Institut für Fischerei durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass Karpfen durchweg zu den mittelfetten Fischen gehören.
Der Fettgehalt von Karpfen wird stichpunktartig überprüft. Hintergrund dafür ist, dass bei den Herkunftsangaben „Frankenkarpfen g.g.A.“ und „Aischgründer Karpfen g.g.A.“ ein maximaler Fettgehalt von 10% vorgeschrieben ist.
Vitamine und Mineralstoffe
Die Tabelle zeigt die Vitamin- und Mineralstoffgehalte von Süßwasserfisch jeweils bezogen auf 100g Fischfleisch.
Fischart | Vit. B6 | Vit. B12 | Folsäure | Vit. D | Vit. E | Jod | Cu | Fluor | Mn |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
mg | mg | µg | µg | µg | µg | µg | µg | µg | |
Schleie | 105 | 95 | |||||||
Barsch | 1,47 | 4 | |||||||
Hecht | 1,15 | 0,91 | 56,8 | 80 | 43,3 | ||||
Zander | 95 | 90 | |||||||
Renke | 2,68 | 156 | 100 | 36,1 | |||||
Forelle | 9,2 | 1,67 | 3,53 | 153 | 30 | 30 | |||
Karpfen | 0,15 | 1,7 | 87 | 32 | 55 | ||||
Waller | 2,23 | 110 | 79 | ||||||
Aal | 0,28 | 1 | 13 | 20 | 4 | 89,09 | 30 | 25 |
Quelle: LfL, Institut für Fischerei Starnberg
Süßwasserfische enthalten nicht ganz so viel Jod wie Meeresfische. Das kann man aber bei der Zubereitung ausgleichen, wenn man jodiertes Speisesalz verwendet.
Qualitätskontrollen und Gesundheitsgefahren
Fischbetriebe aber auch gewerbliche Fischer sind verpflichtet, ihren Fang zu kontrollieren. Damit ist sichergestellt, dass nur einwandfreier Fisch verkauft wird. Auch die Lebensmittelüberwachungsbehörden kontrollieren Fische und Fischzuchtbetriebe regelmäßig und es gibt so gut wie keine Beanstandungen.
An einigen Seen gibt es allerdings den Hechtbandwurm, der vor allem Renken in den Seen befällt. Dieser Parasit stirbt bei der Erhitzung und ist für den Menschen nicht gefährlich, aber er kann Ekel erregen.
Ein weiteres Problem sind die Organochlorpestizide.
Aal, Karpfen und Barbe können mit diesen Schadstoffen belastet sein. Sie reichern sich im Fettgewebe des Menschen an und schädigen bei hoher Konzentration die Nerven. Allerdings sind die Werte in den letzten Jahren extrem gesunken. Heimische Fische sind fast nicht belastet.
Bei Tieren, die der Gewinnung von Lebensmitteln dienen, muss seit Ende September 2001 jede Behandlung in das so genannte Bestandsbuch eingetragen werden. Dabei sind Art und Umfang der therapeutischen Maßnahmen genau zu beschreiben. Dadurch soll Missbrauch ausgeschlossen werden.
Biozucht
Ursprünglich gab es nur Richtlinien für die Biozucht von Meeresfisch. Doch weil ein Biobauer in Bayern Bio-Karpfen züchten wollte hat der Öko-Verband Naturland Richtlinien für die Saiblings-, Forellen- und Karpfenzucht erarbeitet.
Das sind die wichtigsten Kriterien:
-
Tiergerechte Besatzdichten
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Einsatz natürlicher Heilmittel und Behandlungsmethoden
-
Pflanzliche Futtermittel aus der Ökolandwirtschaft Fischmehl und -öl im Futter aus der Verarbeitung von Speisefischen, um marine Ressourcen zu schonen (keine Fischerei eigens zu Futterzwecken)
-
Kein Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen beim Futter
Seit 1. Juli 2010 gilt die Neufassung der EG-Öko-Verordnung. Sie enthält nun auch Vorschriften für die Erzeugung von Aquakulturtieren. Dazu gehört auch die Zucht von Süßwasserfischen.
Die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft unterstützt Teichwirte bei der Umstellung und hat „eine umfangreiche Marktstudie zu Biofisch in Deutschland initiiert und ein Projekt zur ökonomischen Bewertung der Umstellung auf Biokarpfen durchgeführt“.
Einkaufstipps für frischen Fisch:
Heimische Fische werden meist beim Direktvermarkter oder auf dem Wochenmarkt eingekauft. Das garantiert kurze Wege und frische Ware. Dennoch sollten beim Kauf verschiedene Punkte beachtet werden:
Fisch muss frisch sein und er sollte im Geschäft auf Eis gelagert werden.
Bei ganzen Fischen muss das Auge klar sein. Die Kiemen sollten rot sein und der Fisch darf keine Blutstellen aufweisen.
Beim Kauf gilt: Wenn Fisch bereits nach Fisch riecht, ist er verdorben.
Da die Fisch-Etikettierungsverordnung die Angabe des Herkunftslandes vorschreibt ist es möglich, gezielt heimische Fische zu kaufen. Doch auch diese werden manchmal gefroren angeboten. Seit 13. Dezember 2014 muss auch das Einfrierdatum von Fisch angegeben werden.
Quelle kleine Bilder: LfL, Institut für Fischerei, Starnberg
großes Bild Panthermedia
- Institut für Fischerei, Starnberg im Landesanstalt für Landwirtschaft
- Biofisch: Naturland
- Karpfenradwege Franken
- Amtsblatt der Europäischen Union
- Teichlehrpfad Haundorf: Der Karpfen Lehrwanderweg in Haundorf liegt 7 km nordwestlich von Gunzenhausen. Der Wanderweg beginnt nahe der Kirche.
Der Karpfen Lehrwanderweg in Haundorf liegt 7 km nordwestlich von Gunzenhausen. Der Wanderweg beginnt nahe der Kirche.
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