Unabhängige Energieberatung in Bayern: Was leistet sie?
Von: Peter Pospischil, überarbeitet von Jochen Klonner - VerbraucherService Bayern e.V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Kosten und Nutzen einer Energieberatung
- Wo finde ich einen Energieberater in der Nähe?
- Vor-Ort-Energieberatung: Das sollten Sie beachten
- Wer macht Energieberatung? Und welche Arten der Beratung gibt es?
- Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Der größte Posten beim Energieverbrauch sind die Heizkosten, daher können Sie dort auch das meiste sparen. Eine bessere Dämmung verbindet man meist gleich mit der Außenwand-Dämmung. Bevor Sie jedoch vorschnell eine Dämmung auf Ihre Fassade aufbringen oder Ihre Heizung erneuern lassen, holen Sie fachkundigen, unabhängigen Rat ein. Ein/-e Energieberater/-in hilft Ihnen bei allen Fragen der Umsetzung und spürt auch günstig zu realisierende Einsparmöglichkeiten auf, um die Heiz- und Stromkosten zu reduzieren.
Kosten und Nutzen einer Energieberatung
Egal, ob bei Neubau oder Hauskauf: Ein Gebäude ist ein komplexes System, bei dem Technik und die Gebäudehülle gesamtheitlich betrachtet werden müssen. Die Kosten für eine Energieberatung haben Sie in der Regel schnell hereingeholt. Ein/-e erfahrene/-r Energieberater/-in hilft Ihnen, die für Sie wirtschaftlichsten Maßnahmen auszuwählen, Schäden am Bauwerk zu vermeiden, das Wohnklima zu verbessern und die Umwelt zu entlasten. Außerdem kann er oder sie bei der Auswahl und Beantragung von möglichen Zuschüssen und Förderungen unterstützen.
Bei 120 m² Wohnfläche verbraucht ein schlecht gedämmtes Einfamilienhaus jährlich etwa 3.600 Liter Heizöl. Mit einer Dämmung der Außenhaut, neuen Fenstern und einer neuen Heizungsanlage reduziert man den Verbrauch auf ca.1.200 Liter Heizöl. Schöpft man alle technischen Möglichkeiten inklusive einer geregelten Lüftung aus, lässt sich der Gesamtverbrauch auf rund 10% des ursprünglichen Verbrauchs, das heißt ca. 360 Liter Heizöl pro Jahr senken. Pro Quadratmeter Wohnfläche sind das drei Liter.
Wo finde ich eine/-n Energieberater/-in in der Nähe?
Je nach Berufsbild – z. B. Architekt/-in, Ingenieur/-in, Techniker/-in, Handwerker/-in oder auch Kaminkehrer/-in – bieten die Energieberater/-innenunterschiedliche Schwerpunkte in ihrer Beratungstätigkeit. Dies sollten Sie bei der Auswahl berücksichtigen.
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Wenden Sie sich am besten zunächst an Ihr Landratsamt oder Ihre Stadtverwaltung.
Diese bieten häufig eine allgemeine Beratung an, kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr. Sie können Ihnen in der Regel auch Energieberater/-innen in Ihrer Nähe für eine weitergehende Beratung nennen. -
Die Verbraucherverbände bieten ein ähnliches Angebot kostenlos, oder mit geringem Kostenbeitrag (meist 30 €) an. (Verbraucherzentrale Bayern und VerbraucherService Bayern). Außerdem kann auch eine kostenlose persönliche, stationäre Beratung in einer Beratungsstelle in Ihrer Nähe, oder eine telefonische Kurzberatung in Anspruch genommen werden.
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So genannte "Stromsparchecks" werden speziell für einkommensschwache Haushalte angeboten. Mehr Informationen dazu bei der Caritas.
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Auch Energieagenturen unterhalten in einigen Teilen Bayerns Energieberatungsstellen: zu den Bayerischen Energieagenturen
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Unter www.energie-effizienz-experten.de können Sie vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zugelassene Berater/-innen nach Postleitzahlen geordnet finden. Diese sind unabhängig und ihre Beratungsleistung wird oft gefördert, aber sie ist nicht kostenlos.
Vor-Ort-Energieberatung: Das sollten Sie beachten
"Energieberater/-in" ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Handwerks- und Kaminkehrermeister/-innen, Techniker/-innen, Ingenieur/-innen und Architekt/-innen können sich mit einer qualifizierten Zusatzausbildung von mindestens 200 Stunden für Handwerker/-innen und 120 Stunden für Architekt/-innen und Ingenieur/-innen als Energieberater/-in fortbilden. Sie erkennt man z. B. an der Bezeichnung "Energieberater (HWK)", "Energieberater (ByAK oder BayIK)".
Eine Zulassung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), die alle Energieberater/-innen in der Liste aufführt, die Sie unter www.energie-effizienz-experten.de finden können. Berater/-innen in der Liste haben die notwendigen Fachkenntnisse nachgewiesen und verfolgen kein wirtschaftliches Eigeninteresse, sind also neutral in ihrer Beratung. Die Beratungsleistung des Energeiberaters/ der Energieberaterin kann gefördert werden (meist zu 50% der Kosten), wenn eine Maßnahme mit Förderung realisiert wird.
Wer macht Energieberatung? Und welche Arten der Beratung gibt es?
Beratungsstellen und Initialberatung vor Ort - kostenlos oder kostengünstig
Landkreise, Kommunen, Verbraucherzentralen, Energieagenturen oder auch Energieversorgungsunternehmen bieten üblicherweise zu festen Zeiten Energieberatungen in Beratungsstellen an. Diese grundsätzlichen und allgemeinen Beratungen dienen zur ersten Orientierung. Sie sind meist kostenlos oder können gegen eine geringe Gebühr in Anspruch genommen werden.
Geförderte Initialberatungen vor Ort bieten der VerbraucherService Bayern und die Verbraucherzentrale Bayern. Das Angebot reicht von der kostenlosen Basis-Energieberatung vor Ort (besonders für Mieter/-innen) zu den Themen Strom- und Wärmeverbrauch, Heizkostenabrechnung und Geräteausstattung bis zur erweiterten Energieberatung für Immobilienbesitzer/-innen mit Begutachtung der Heizungsanlage und Gebäudehülle sowie Beratung zu Fördermöglichkeiten. Bei der Überprüfung Ihrer Heizungs- oder Solarthermieanlage kommt auch Messtechnik zur Beurteilung und Bewertung der Anlagen zum Einsatz. Beim Wechsel zu einem alternativen und umweltfreundlichen Heizsystem erhalten Sie vor Ort die in Frage kommenden Alternativen aufgezeigt und erklärt. Die Basis-Vor-Ort-Beratung insbesondere für Mieter/-innen wird kostenlos angeboten. Bei den übrigen Vor-Ort-Beratungen liegt der Eigenanteil einheitlich bei 30 Euro. Für einkommensschwache Haushalte mit entsprechendem Nachweis sind alle Angebote kostenfrei. Sie erhalten jeweils einen schriftlichen Bericht, der die Ergebnisse festhält mit klaren Handlungsempfehlungen. Infos erhalten Sie unter www.verbraucherzentrale-energieberatung.de. Beratungsanfragen telefonisch unter: 0800 809 802 400.
Vor-Ort-Energieberatung und weitergehende Beratung - individuell und förderfähig
Zu einer Vor-Ort-Beratung kommt ein/-e Energieberater/-in zu Ihnen ins Haus, um speziell auf Ihr Gebäude einzugehen. Er/sie untersucht den Zustand der Gebäudehülle und der Heizungsanlage, erarbeitet einen Beratungsbericht, in dem Verbesserungs- und Sanierungsmöglichkeiten dargestellt werden und erläutert diese Ihnen bereits in dem persönlichen Gespräch. Die Beratung zielt auf Einzelmaßnahmen, oder eine Sanierung in Schritten durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen ab (z.B. im Rahmen eines individueller Sanierungsfahrplans), oder eine Gesamtsanierung vom ganzen Haus mit Hilfe von Fördermöglichkeiten der KFW.
Bei weitergehenden Sanierungsplänen empfehlen sich klassische Planungsleistungen durch Architekt/-innen und Ingenieur/-innen. Die Vergütung wird auf Basis der HOAI (Honorarordnung für Architekt/-innen und Ingenieur/-innen) geregelt, aber häufig auch gefördert.
Zusätzlich zu den oben genannten Leistungen bieten einige Energieberater/-innen auch die Erstellung eines detaillierten Energiekonzeptes und Zusatzdienstleistungen wie zum Beispiel eine Thermografie oder einen Luftdichtheitstest an. Bei der Thermografie wird Ihr Haus von außen und innen mit einer Spezialkamera fotografiert, so dass sichtbar wird, wo Wärme verloren geht bzw. Kälte eintritt. Beim Luftdichtheitstest wird die Dichtigkeit der Gebäudehülle überprüft. Besonders ältere Gebäude sind zwar oft ausreichend isoliert, aber nicht dicht und haben daher trotzdem einen sehr hohen Energiebedarf, weil die warme Raumluft nach draußen entweichen kann und kalte Außenluft dafür einströmt.
Hinweis zum Energieausweis
Bei bestehenden Wohngebäuden ist bei Verkauf, Neuvermietung, Neuverpachtung oder Leasing ein Energieausweis auszustellen und dem Interessenten auf Wunsch vorzulegen. Der Energieausweis stellt die Ergebnisse des berechneten Energiebedarfs oder des gemessenen Energieverbrauchs dar und erleichtert die Einschätzung der energetischen Eigenschaften des Gebäudes. Gleichzeitig enthält der Energieausweis Modernisierungsempfehlungen.
Als erste Einschätzung ist ein Energieausweis hilfreich. Dabei gibt es jedoch zwei Arten. Beim bedarfsorientierten Energieausweis wird der Energiebedarf des Gebäudes durch die verwendeten Baustoffe aufgenommen und errechnet. Dieser ist in der Regel verlässlich. Ein verbrauchsorientierter Energieausweis stützt sich nur auf die Energieverbrauchsdaten, die sowohl schwer nachzuprüfen sind, als auch die Heizgewohnheiten der Bewohner/-innen widerspiegeln und damit sehr ungenau sind, wenn z.B. Bewohner/-innen nur wenige Räume im Haus beheizt hat. Diese sind oft das Papier, auf den sie gedruckt wurden, nicht wert.
Ein Energieausweis kann eine umfassende Energieberatung jedoch nie ersetzen.
Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Ist der/die Energieberater/-in durch das BAFA zugelassen, kann die Beratung für einen ISFP Bericht mit einem Zuschuss in Höhe von 50 % bzw. derzeit max. 650 € für Ein- und Zweifamilienhäuser und 850 € für Wohngebäude mit mind. drei Wohneinheiten gefördert werden. (Ab den 07.08.2024 wurde die Förderung dafür von 80 % auf 50 % abgesenkt).
Eine Erläuterung des Beratungsberichts bei einer Eigentümerversammlung oder Beiratssitzung kann zusätzlich mit max. 250 € (früher 500 €) bezuschusst werden.
Für eine ingenieurmäßige Beratung mit genauer Bestimmung des Ist-Zustandes, berechneten Sanierungsvarianten, Empfehlungen, umfassendem Bericht und ausführlichen Beratungsgespräch muss man mit etwa 1.500 bis 2.000 Euro brutto für ein Ein- oder Zweifamilienhaus rechnen, je nach Gebäude und zur Verfügung stehenden Unterlagen.
Energieberater/-innen können auch zu Förderungen bei der Umsetzung der Modernisierung beraten und, soweit sie dafür zugelassen sind, die erforderlichen Anträge stellen und Nachweise erbringen. Werden Förderungen durch Energieberater/-innen beantragt und durchgesetzt, werden auch diese Beratungsleistungen mit 50% bezuschusst.
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- Berater mit BAFA Zulassung in Ihrer Nähe: www.energie-effizienz-experten.de
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Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
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