Buchungs- und Vergleichsportale: Was Nutzer wissen sollten
Mehr als 56 Millionen Deutsche sind online und rund 72 Prozent von ihnen nutzen Vergleichsportale, um günstige Preise für Dienstleistungen und Produkte aller Art zu finden.
Diese werden beispielsweise genutzt, um die besten Preise bei Reisen, Energie, Versicherungen, Krediten oder Telekommunikationsdienstleistungen zu finden.
Besonders beliebt sind die Buchungs- und Vergleichsportale aufgrund ihrer vermeintlichen Unabhängigkeit; gleichzeitig gelten die Portale als besonders vertrauenswürdig.
Mit wenigen Klicks kann man sich einen Überblick verschaffen über Fragen, wie: Welcher Energieversorger bietet möglicherweise Ökostrom an, welche Flugverbindungen bestehen für meine nächste Städtereise, welche Kfz-Versicherung ist die günstigste und Vieles mehr. Mit Hilfe der Portale lässt sich schnell eine Orientierung erlangen.
Dennoch gilt es bei der Nutzung der Portale einige Punkte zu berücksichtigen. Denn die Portalanbieter sind Unternehmer und somit keine unabhängige Einrichtung.
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Die Portale arbeiten nicht gemeinnützig
Verbrauchern sollte klar sein, dass es sich bei den Portalanbietern nicht um gemeinnützige Organisationen handelt. Vielmehr sind es gewinnorientierte Unternehmen, die mit verschiedenen Geschäftsmodellen ihr Geld verdienen.
Unterschieden werden muss zwischen Buchungsportalen und reinen Vergleichsportalen.
- Bei Vergleichsportalen werden die Nutzer nach der Abfrage direkt zu den Seiten der Anbieter weitergeleitet.
- Bei Buchungsportalen werden die Portalanbieter zu Vermittlern von zum Beispiel Reisen oder anderen Dienstleistungen und häufig auch Vertragspartner des Kunden.
Grundsätzlich sollten Verbraucher bei Buchungen über Portale darauf achten, wer am Ende des Buchungs- oder Kaufprozesses schließlich ihr Vertragspartner wird.
Nur dieses Unternehmen kann später mögliche Probleme, die etwa auf Reisen oder mit Produkten entstehen, klären und als Vertragspartner für die Gewährleistung oder für mögliche Garantiefälle geradestehen.
Die hinter Vergleichs- und Buchungsportalen stehenden Geschäftsmodelle sind selten nachvollziehbar. Portale erzielen ihre Einnahmen wohl über Provisionszahlungen der Anbieter oder aber durch vermittelte Werbung auf ihrer Homepage.
Auf richtige Voreinstellungen achten
Beim Preisvergleich sollten Verbraucher unbedingt darauf achten, die von den Portalen vorgegebenen Einstellungen ihren Bedürfnissen anzupassen.
Bei der Suche nach dem richtigen Energieversorger kann vorab eingegeben werden, wie hoch der eigene Verbrauch ist oder in welcher Region man lebt etc.
Hier gilt: Augen auf! Denn die von den Betreibern gewählten Voreinstellungen können sich nachteilig auswirken. Sie führen teilweise dazu, dass zunächst besonders günstige Angebote angezeigt werden, diese sich aber im Nachhinein, etwas ab dem 2 Vertragsjahr, als teurer erweisen oder die scheinbar günstigen Angebote an weitere Voraussetzungen gebunden sind.
Beispiel: Werden Vorteile, die sich aus Zahlung per Vorkasse, Zahlung einer "Kaution" oder Gewährung eines Neukunden-Bonus ergeben, vom Preis für das erste Vertragsjahr abgezogen, lassen sich für das erste Jahr besonders günstige Preise darstellen. Will sich der Verbraucher jedoch nicht ständig um einen neuen Anbieter kümmern, zahlt er in den Folgejahren dann oft höhere Preise als beim Grundversorger.
Darüber hinaus sollten Verbraucher vor dem Besuch von Vergleichsportalen den eigenen Energieverbrauch anhand der letzten Rechnungen zunächst zur besseren Vergleichbarkeit selbst ermitteln.
Die Betreiber gehen oft von recht hohen Verbräuchen aus, was Aktionsangebote noch attraktiver erscheinen lassen kann.
Auch im Bereich der Versicherungen ist es wichtig, den eigenen Bedarf vor dem Besuch eines Vergleichsportals genau zu kennen. Für kaum etwas geben die Deutschen mehr Geld aus als für Versicherungen, oft jedoch für die falschen oder zu teure.
Die Versicherungsbedingungen sind oft so kompliziert, dass der Abschluss ohne Beratung durch einen Fachmann allein anhand der Ergebnisse der Vergleichsportale nicht unbedingt ratsam erscheint.
Ungewöhnliche Zahlungsmittel erhöhen die Preise
Bei vielen Buchungsportalen kritisieren Verbraucherschützer die Kosten für die angebotenen Zahlungsmittel. Es muss grundsätzlich mindestens ein gängiges und zumutbares Zahlungsmittel kostenlos angeboten werden.
Oft ist es aber nur möglich, mit speziellen Kreditkarten der Portalbetreiber kostenlos zu zahlen. Über diese verfügen allerdings nur wenige Verbraucher, was dazu führt, dass bei den meisten Verbrauchern der Preis für eine Flugbuchung im Buchungsverlauf deutlich steigt, weil der Portalbetreiber für die Bezahlung mit anderen Zahlungsmittel hohe Gebühren verlangt. Auf diese Weise wird versucht, die gesetzlich vorgeschriebene Pflicht, die Zahlung über ein „gängiges und zumutbares“ kostenfreies Zahlungsmittel zu ermöglichen, zu umgehen.
Verbraucher sollten daher nach Möglichkeit über Portale buchen, die eine kostenfreie Zahlung mit Girocard oder gängigen Kreditkarten anbieten und die Zahlungsbedingungen auf ihrer Seite auch deutlich sichtbar dokumentieren.
Viele Portale bedeuten nicht viele Preisvergleiche
Oft führt der Vergleich verschiedener Tarife auf mehreren Portalen zu identischen Preisen, angesichts der Vielzahl der Vergleichsportale auf den ersten Blick erstaunlich. Einer der Gründe sind die zahlreichen Verflechtungen verschiedener Vergleichsportale miteinander.
So gehören etwa die beliebten Portale billiger-telefonieren.de, billigstrom.de, energievergleich.de, toptarif.de und verivox.de allesamt zur Verivox Holding, die wiederum zu 80 Prozent dem Medienkonzern ProSiebenSat1 gehört.
Die im Juli 2016 insolvent gegangene Unister Holding betrieb die sehr bekannten Portale fluege.de, billigfluege.de, flug.de und flug24.de. Alle vier Portale sind identisch aufgebaut und weisen fast immer die gleichen Preise aus.
Im Ergebnis finden Verbraucher eine deutlich geringere Anzahl an Preisvergleichen vor, als es die große Zahl der Portale vermuten lässt.
In einer Studie der Verbraucherzentrale Bayern, die im Rahmen des Projekts „Digitaler Marktwächter“ durchgeführt wurde, wurde festgestellt, dass bei Flugreisen von zehn Vergleichsportalen faktisch nur sechs Preisvergleiche erfolgen.
Verbraucher müssen weiter selbst vergleichen
- Verbraucher sollten sich bei der Nutzung von Buchungs- und Vergleichsportalen stets die dahinterstehenden Geschäftsmodelle bewusst machen und auf keinen Fall nur auf einen Anbieter bauen.
- Obwohl die Portale durchaus eine Orientierung auf den oft zersplitterten Märkten bieten können, dürfen Verbraucher nicht darauf vertrauen, bei der ausschließlichen Verwendung von Buchungs- und Vergleichsportalen den besten Preis zu finden.
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