Infrarot-Ohrthermometer
Wer schon einmal versucht hat, bei Kindern auf dem "klassischen" Weg die Temperatur zu messen, wird die Entwicklung von Ohrthermometern wahrscheinlich begrüßen.
Die Werbung verspricht eine schnelle, einfache und präzise Messung der Körpertemperatur mit diesen Geräten, was besonders bei "schwierigen" Patienten eine wünschenswerte Verbesserung gegenüber herkömmlichen Fieberthermometern wäre.
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Funktionsweise eines Infrarot-Thermometers
Im Gegensatz zur Temperaturmessung mit herkömmlichen Berührungsthermometern, die auf einem leitungsgebundenen Wärmetransport (= Kontakt) von Gewebe und Thermometer beruht, misst ein IR-Thermometer die vom Gewebe (Trommelfell) ausgesandte (emittierte) Wärmestrahlung.
Diese vom Trommelfell ausgehende Wärme (Infrarotstrahlung) tritt durch ein Messfenster im konischen Teil des Ohrthermometers und trifft dann auf einen Infrarotsensor.
Die bekannte Sensortemperatur wird mit der eingehenden Wärmestrahlung des Trommelfells verglichen. Abhängig von der ermittelten Temperaturdifferenz wird am Sensor eine Spannung erzeugt, die in eine Temperaturanzeige umgesetzt wird. Aus medizinischen Untersuchungen ist bekannt, dass die Temperatur des Trommelfells sehr genau mit der Körperkerntemperatur übereinstimmt.
Messergebnis
Die Brauchbarkeit eines Messergebnisses wird wesentlich von der Handhabung des IR-Ohrthermometers beeinflusst. Die Angaben über Bedienung, Anwendung und Pflege sind daher ein wichtiger Bestandteil der Gebrauchsanweisung, die vom Hersteller mitgeliefert werden muss und vom Anwender sehr genau gelesen und befolgt werden sollte.
Fehlerquellen
Messabweichungen treten am häufigsten auf durch
- unsaubere oder beschädigte Messeinrichtungen (Messfenster, Messlinse),
- fehlende oder fehlerhafte Schutzkappen über dem Messkopf (die überwiegende Zahl der Geräte darf nur mit Einmal-Schutzkappe betrieben werden) oder
- falsches Einführen der Messsonde in den Ohrkanal (der Sensor muss auf das Trommelfell gerichtet werden).
Erfahrungen
Technisch sind die Geräte selten zu beanstanden, wie umfangreiche Prüfungen durch das staatliche Amt für Maß und Gewichte (Eichamt) ergaben.
Abweichungen von den Norm-Messtoleranzen treten tendenziell bei Billiggeräten (ca. 20 %) auf.
Die "einfache und präzise Messung" kann sich in der Praxis als mühsam und ungenau herausstellen, wenn Verstopfungen durch Ohrenschmalz oder Entzündungen im Ohr vorliegen oder mehrere Messungen hintereinander Ergebnisse mit bis zu 0,5 °C Unterschied ergeben.
Dies ist zwar vermutlich meist auf Handhabungsfehler zurückzuführen, verunsichert in der Praxis jedoch stark.
Infrarot-Ohrthermometer - ein Medizinprodukt
Das IR-Ohrthermometer wird zur Erkennung und Überwachung von Krankheiten beim Menschen eingesetzt und unterliegt dem Medizinproduktegesetz (MPG). Es wird als Gerät der Klasse IIa eingestuft und darf nur an den Anwender geliefert werden, wenn
- die grundlegenden Anforderungen nach Anhang I der RL 93/42/EWG erfüllt sind,
- das Konformitätsbewertungsverfahren nach Medizinprodukteverordnung (MPV) durchgeführt wurde,
- die CE-Kennzeichnung mit Kennnummer der beteiligten Prüfstelle angebracht ist und
- eine Gebrauchsanweisung mit sicherheitsbezogenen Informationen in deutscher Sprache vorliegt.
Rechtsnormen
Medizinische Ohrthermometer müssen den Anforderungen der Norm DIN EN ISO 80601-2-56 entsprechen, z. B.:
- Die Temperatur-Messspanne muss den Bereich von 34,0 °C bis 43,0 °C umfassen.
- Bei einer Umgebungstemperatur von + 15 °C bis + 40 °C dürfen die Messabweichungen +/- 0,3 °C nicht überschreiten.
- Die Anzeigeeinheit muss 0,1 °C oder weniger betragen und gut ablesbar (mind. 4 mm) sein.
- Das IR-Ohrthermometer muss ein Warnsignal abgeben oder darf keinen Wert anzeigen, wenn die Versorgungsspannung der Batterie zu niedrig ist, der Messbereich oder die Umgebungstemperatur über- oder unterschritten werden.
VIS-Artikel:
- Blutdruckmessgeräte für den häuslichen Gebrauch
- Messgenauigkeit und Handhabung von Blutzuckermessgeräten für Diabetiker
Ext. Links:
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