Sicheres Arbeiten mit der Motorkettensäge
Das Arbeiten mit einer Motorsäge ist zweifelsohne gefährlich und kann zu schweren Verletzungen führen. Der nachfolgende Artikel soll Ihnen einen Überblick über die sicherheitstechnischen Einrichtungen einer Kettensäge und den sicheren Umgang mit den Sägen verschaffen.
In diesem Beitrag finden Sie
- Spezifizierung nach Einsatzzweck
- Besondere Eigenschaften
- Besondere Einsatzzwecke
- Profil-Entwicklung
- Schiene
- Sägekette
- Schmieröl
- Elektrokettensägen
- Vergasermotorkettensägen
- Abgasreduzierung
- Sicherheitstechnische Einrichtungen
- Kauftipps
- Schutzausrüstung
- Handhabung von Motorsägen
- Einweisung
- Pflege- und Wartung
Spezifizierung nach Einsatzzweck
Beim Studium einschlägiger Kataloge und Auslagen in den Bau- und Fachmärkten fällt zuerst die Vielfalt des Angebotes auf. Dies ist hauptsächlich auf die verschiedenen Einsatzzwecke zurückzuführen, die teilweise unterschiedliche Eigenschaften der Kettensägen erforderlich machen.
Besondere Eigenschaften
Die besonderen Eigenschaften einer Motorsäge können vielfältig sein. Denkbar sind Sägen die z.B.:
- einen besonders reduzierten Rückschlag haben,
- bestimmte Sägeleistungen erbringen,
- hohe Ketten-Standzeiten haben,
- einfaches Schärfen und Kettenspannen ermöglichen.
Besondere Einsatzzwecke
Denkbar ist hier das Sägen von
- hartem oder gefrorenem Holz,
- besonders dicken Baumstämmen,
- Längsschnitten etc.
Profil-Entwicklung
Die angesprochenen Einsatzgebiete und Eigenschaften sollten Sie für sich bewerten, um vor dem Kauf Ihre Schwerpunkte zu definieren. Von dieser Bewertung hängt u.a. die Entscheidung ab, wie die Schneidegarnitur (Schiene und Sägekette) dimensioniert sein muss.
Schiene
Die Länge der Schiene (Kettensägeschwert) entscheidet über die maximale Schnittbreite.
Sägekette
Der Erwerb und die Auswahl der richtigen Kette stellt ein komplexes Thema dar, über das Sie sich ausführlich beraten lassen sollten. Die nachstehenden Hinweise sollen die Möglichkeiten verdeutlichen.
Kettengeometrie
Die Ketten unterscheiden sich neben den verwendeten Materialien hauptsächlich in ihrer Schneidegeometrie. Ketten mit spitzen, steilflankigen Zähnen gewährleisten zwar einen zügigen Arbeitsfortschritt, sind aber relativ schwierig zu beherrschen. Greifen Sie daher als Anfänger eher zu moderateren Modellen.
Kettenschmierung
Alle Kettensägen müssen über eine Vorrichtung zur Kettenschmierung verfügen. Eine Öl-Automatik greift auf einen kleine Tank zu und versorgt so die Kette. Testen Sie bei Beginn der Sägerarbeiten ob die Schmierung funktioniert. Richten Sie Ihre laufende Kette auf einen hellen Untergrund; dabei sollten Ölspritzer darauf geschleudert werden.
Schmieröl
Oft ist (Ketten)Sägearbeit Winterarbeit. In jedem Fall erfordern die unterschiedlichen Temperaturen Schmiermittel mit einer höchst unterschiedlichem Viskosität. Bei niedrigeren Temperaturen benötigen Sie dünnflüssigere Öle (hohe Viskosität) um einen ausreichenden Schmierfilm zu erzeugen.
Würden Sie nun das selbe Öl z.B. im Sommer verwenden, würde dieses alleine durch die höheren Temperaturen weiter verflüssigt. Dadurch kann der Schmierfilm abreissen, die Kette würde überhitzt und kann Schaden nehmen. Darüber hinaus verbrennt das Schmieröl und führt zu einer unnötigen Schadstoffbelastung.
Tipp: Verwenden Sie ausschließlich Qualitätsöle das der Umwelt zuliebe biologisch abgebaut werden kann. Das früher gefürchtete Verharzen bzw. Verkleben gehört heute meist der Vergangenheit an, dennoch sollte vor längeren Still-Zeiten der Tank geleert werden.
Elektrokettensägen
In der Regel werden Sie schon jetzt zu einem Entschluss kommen müssen, ob für Sie eine Elektrosäge mit niedrigeren Leistungskennzahlen ausreicht, die aber in Wohngebieten hinsichtlich der Lärm-Emission deutlich günstiger erscheinen mag. Die Leistung einer solchen Säge sollte aber dennoch über 1000 Watt liegen, um eine vernünftige Kraftentfaltung zu gewährleisten.
Vergasermotorkettensägen
In Waldgebieten wird wohl nur eine Säge mit einem Vergasermotor in Frage kommen, da neben der deutlich höheren notwendigen Leistung meist auch kein Stromanschluss zur Verfügung steht.
Abgasreduzierung
Die beim Verbrennungsvorgang anfallenden Abgase werden, anders als beim Arbeiten mit einem Rasenmäher, schlecht verteilt, da Sie beim Sägen meist an einer Stelle arbeiten.
Benzolfreie Kraftstoffe
Sie sollten der eigenen Gesundheit zuliebe darauf achten, möglichst schadstoffarme (benzolfreie) Kraftstoffe zu verwenden.
Zur Zeit sind überwiegend Zwei-Takt-Motoren im Einsatz. Typisch für diesen Motortyp ist die Verwendung eines Benzin-Öl-Gemisches als Treibstoff.

Mischverhältnis
In der Vergangenheit waren Mischverhältnisse von 1:25 (ein Teil Öl, 25 Teile Benzin) üblich; Stand der Technik sind Mischverhältnisse von 1:50.
Der Vorteil dieses Kraftstoffgemisches ist der niedrigere Ölanteil und der dadurch geringere (Öl)Rußanteil in den Abgasen. Zu einer weiteren Reduktion des Rußanteils trägt die Verwendung hochwertiger Öle bei.
Explosionsgefahr
Hinweis: Bauartbedingt befindet sich der heiße Auspuff nahe am Tankstutzen der Kettensäge. Achten Sie daher darauf, dass beim Tanken kein Kraftstoff an die Abgasanlage gelangt (Tankstutzen verwenden); ein Entzünden könnte die Folge sein.
Allgemeine Hinweise zu Betriebsstoffen
- Betriebsstoffe dürfen nicht in die Hände von Kindern gelangen!
- Feuer, offenes Licht und Rauchen verboten!
- Schutzhandschuhe benutzen!
- Falls Betriebsstoffe an die Kleidung gelangen, Kleidung sofort wechseln!
- Betriebsstoffe nur in zugelassenen und gekennzeichneten Behältern transportieren und lagern!
Beachten Sie bitte in diesem Zusammenhang die nachstehenden Verbots- und Gebotszeichen:




Sicherheitstechnische Einrichtungen
Handschutz / Kettenfang

Vorderer Handschutz der Kettensäge
Motorsägen haben einen vorderen und einen hinteren Handschutz. Der vordere Handschutz schützt die Finger vor Verletzungen durch Kettenkontakt; zugleich löst er die Kettenbremse aus, welche die Kette schlagartig stillsetzt und so vor Verletzungen durch Rückschlag schützt.
Der hintere Handschutz schützt ebenso wie der Kettenfang vor Verletzungen bei Kettenriss.

Kettenfang einer Kettensäge

Hinterer Handschutz einer Kettensäge
Krallenanschlag

Krallenanschlag einer Kettensäge
Der Krallenanschlag dient zur sicheren Führung bei Fäll- und Ablängschnitten; er lässt sich im Holz verankern und kann so als Drehpunkt verwendet werden.

Kettenschutz
Für einen sicheren Transport sorgt der Kettenschutz.

Kettenschutz
Gashebelsperre / Kurzschluss-Schalter

Gashebelsperre einer Kettensäge
Motorsägen sind zudem mit einer Gashebelsperre ausgerüstet, die ein unbeabsichtigtes Anlaufen der Sägekette verhindert. Ein farblich hervorgehobener Kurzschlussschalter setzt den Motor still.
Auspuffabschirmung / Vibrationsdämpfung
Die Auspuffabschirmung schützt gegen Verbrennungen. Zum Schutz gegen Durchblutungsstörungen werden vibrationsgedämpfte Griffe eingesetzt.
Kauftipps
EG-Konformitätserklärung / CE-Kennzeichnung
Achten Sie beim Kauf darauf, dass der Motorsäge eine EG-Konformitätserklärung beigefügt ist und dass sie mit der CE-Kennzeichnung versehen ist. Damit bescheinigt der Hersteller, dass die Motorsäge den einschlägigen europäischen Bestimmungen entspricht.
Betriebsanleitung
Zudem muss jeder Motorsäge eine Betriebsanleitung in deutscher Sprache mitgeliefert werden. Die Betriebsanleitung enthält umfassende Hinweise und Informationen über alle Aspekte der Wartung und des sicheren Gebrauchs der Säge. Anforderungen an Schutzkleidung und Schutzausrüstung sowie der Hinweis auf die Notwendigkeit, alle Motorsägen-Arbeitstechniken zu trainieren, sind ebenfalls Inhalt der Betriebsanleitung.
Schutzausrüstung
Beim Arbeiten mit der Motorsäge ist vollständige persönliche Schutzausrüstung zu tragen.
Schutzhelm

Schutzhelm
Vor herabfallenden Ästen schützt ein Schutzhelm. Der integrierte Gehör- und Gesichtsschutz dämmt den Lärm bzw. hält Sägespäne, Splitter und peitschende Äste ab.
Achten Sie besonders darauf, dass Sie die Helmkombination regelmäßig auf Beschädigungen untersuchen und den Helm nach einer starken Schlagbeanspruchung sofort austauschen.
Wechseln Sie den Helm nach spätestens fünf Jahren aus!

Arbeitskleidung mit Schnittschutz
Schnittschutz
Vor Verletzungen mit der Motorsäge schützen Schnittschutzhosen, die im vorderen Beinbereich bis in den Schritt Schnittschutzeinlagen enthalten und Jacken mit Schnittschutz im Schulter- Armbereich.
Sicherheitsschuhwerk mit Zehenschutzkappe, Knöchelschutz und Schnittschutz schützt vor herabfallenden Ästen und Schnittverletzungen. Schutzhandschuhe schützen vor Verletzungen der Hand und halten zusätzlich Schmutz, Kälte und Nässe ab.
Diese persönlichen Schutzausrüstungen müssen baumustergeprüft sein, sie erkennen es an der CE-Kennzeichnung.
Handhabung von Motorsägen
Nochmals: Für Ihre Säge bedeutet es keinen Unterschied, ob sie in einen Ast oder einen Arm schneidet!
Beachten Sie neben den Gerätehinweisen und der Schutzausrüstung bitte noch ein paar Anwendungstipps:
- Sägen Sie nicht über Kopf
- Achten Sie auf eine sichere Auflage des Schnittholzes!
- Sorgen Sie immer für einen sicheren Stand; eine blockierende Säge kann Sie leicht aus dem Gleichgewicht und damit zum Sturz bringen.
- Selbst erfahrene Waldarbeiter sägen nur in Ausnahmefällen in den Baumkronen und auch dann nur mit einer entsprechenden Kletterfixierung!
- Vermeiden Sie das Sägen im vorderen Bereich (Kick-Back-Winkel). Wenn Sie die Säge im Bereich des vorderen Kettenumlenkrades (Umlenk-Stern) ansetzen, führt dies dazu, dass die Säge unkontrolliert nach oben geschleudert wird. Die Verletzungsfolgen können entsetzlich sein!
- Achten Sie beim Sägen darauf, dass sich niemand im Gefahrenbereich aufhält.
- Halten Sie die Motorsäge mit beiden Händen fest und sicher an den vorgesehenen Griffen.
- Verwenden Sie wenn möglich den Krallenanschlag.
Einweisung
Lassen Sie sich beim Kauf in die Bedienung einweisen und besuchen Sie einen Motorsägenkurs. Die Sicherheitshinweise in der Betriebsanleitung des Herstellers sind unbedingt zu beachten.
Pflege- und Wartung
Eine gut gepflegte und gewartete Motorsäge ist Voraussetzung für sicheres Arbeiten. Achten Sie darauf, dass Wartungs- und Pflegearbeiten nur bei stillstehendem Motor durchgeführt werden.
Überprüfen Sie vor der Handhabung die Gängigkeit von Gashebelsperre und Kettenbremse, die Schärfe der Kette, die Spannung und den Zustand der Kette, die Leerlaufeinstellung der Kette und den Luftfilter. Überlassen Sie Reparaturen, von denen Ihre Sicherheit abhängt, einer Fachwerkstatt.
Kettenschärfen

Sägekette mit Schneidezahn (siehe Pfeile) und Abstandshalter
Nur mit einer richtig geschärften Kette ist ein sicheres und wirtschaftliches Arbeiten möglich. Wer nur selten mit der Kettensäge arbeitet sollte das Schärften einer Fachwerkstatt überlassen.
Vor einem Schärfen per Augenmaß ist dringend abzuraten, die Fehlermöglichkeiten und damit verbundene Gefahrenpotentiale sind enorm!
Kettenspannung
Prüfen Sie vor und während des Sägens die Kettenspannung. Bei kalter Kette sollte immer der vom Hersteller vorgesehene Spalt zwischen Kette und Schwert eingehalten werden. Da sich während des Arbeitens die Kette ausdehnt, kann es erforderlich sein, diese Nachzuspannen.
Achtung: Beim Erkalten zieht sich die Kette wieder zusammen; damit kein Riss entsteht, muss sie wieder entspannt werden.
Tipp: Achten Sie bereits bei der Kaufentscheidung darauf, ob ein möglichst werkzeugloses Nachspannen möglich ist.
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