Richtiger Umgang mit elektrischem Strom
Ohne elektrischen Strom zu leben ist für die Bewohner der westlichen Gesellschaften undenkbar. Der alltägliche Umgang damit lässt zuweilen vergessen, welche Gefahren er in sich bergen kann. Wie können Sie Stromunfällen vorbeugen?
In diesem Beitrag finden Sie

Grundlegende Verhaltensregeln
Basteln Sie niemals an elektrischen Geräten, solange sie unter Spannung stehen! Deshalb: erst den Netzstecker ziehen. Arbeiten an spannungsführenden Teilen oder in deren Nähe sind grundsätzlich verboten! Nur der Elektrofachmann darf in Einzelfällen davon abweichen, dabei muss er aber genaue Sicherheitsregeln einhalten.

Solange kleine Kinder im Haus sind, sollten alle
Steckdosen gesichert werden, nicht nur einige.
Defekte Elektroinstallationen sofort vom Fachmann reparieren lassen! Zu groß ist die Gefahr, dass jemand spannungsführende Teile berührt.
Hier bedeutet die herausgerissene und halb demontierte Steckdose Lebensgefahr, ganz besonders für Kinder.

Erst den Stecker ziehen,
dann das Gerät reinigen
Beschädigte elektrische Kabel dürfen nicht mehr verwendet werden. Im Freien ist die Gefahr besonders groß. Wenn man die beschädigte Stelle berührt, fließt der Strom über die Hand durch den Körper in den Boden. Das bedeutet akute Lebensgefahr.
Mit Isolierband zu flicken ist unzulässig, oft findet der Strom trotzdem einen Weg, vor allem, wenn dies durch Feuchtigkeit begünstigt wird.

Warum ist der elektrische Strom für den Menschen gefährlich?
Der Körper steuert seine Funktionen durch sehr schwache elektrische Ströme, welche über die Nerven weitergeleitet werden. So macht man z.B. die elektrischen Ströme des Herzens im EKG oder die des Gehirns im EEG sichtbar. Wenn nun ein Strom von außen den Körperströmen überlagert wird, kommt es zu Fehlfunktionen der angesteuerten Körperorgane, z.B. zur Verkrampfung der Muskeln oder zum lebensgefährlichen Herzkammerflimmern. Die Verkrampfung der Handmuskulatur führt dazu, dass man den stromführenden Gegenstand nicht mehr loslassen kann. Das Herzkammerflimmern bedeutet Ausfall der Herzfunktion als Pumpe und damit Ausfall des Blutkreislaufs. Das Gehirn als empfindlichstes Organ wird ohne Blutversorgung innerhalb kürzester Zeit dauerhaft geschädigt. Schon nach wenigen Minuten tritt der Tod ein.
Schon bei einem Stromdurchfluss des Körpers von nur 0,03 Ampere (= 30 mA) während 0,2 Sekunden (= 200 ms) oder länger kommt es zu den genannten Erscheinungen.
Schutzmaßnahmen
Zum Schutz vor Stromunfällen müssen deshalb alle stromführenden Teile wie Kabel, Geräte oder Installationen durchgängig isoliert sein. Es ist Sache des Benutzers, darauf zu achten, dass keine Teile mit beschädigter Isolierung benutzt werden. Reparaturen gehören in die Hand des Fachmanns.
Zusätzlich zur Isolierung sind weitere Schutzmaßnahmen und Schutzeinrichtungen anzuwenden.
Schutzkontaktstecker
An den Schutzkontaktsteckdosen befinden sich zwei Metallkontakte: Über diese verbindet der grün-gelbe Schutzleiter (früher rot) metallische Gehäuse nicht schutzisolierter Geräte, z.B. von Bügeleisen, mit dem Schutzleiter der Hausinstallation. Der Schutzleiter leitet im Gefahrenfalle Strom ab und löst bei Kurzschluss die Sicherung aus.
So sieht das "Innenleben" eines Schutzkontakt-Steckers aus

- Spannungsführende Drähte: Farben braun (schwarz) und blau
- Schutzleiter: Farbe grün-gelb,
- Die Litzen an den Drahtenden sind mit Aderendhülsen verklemmt (Presshülsen). Verzinnen oder einfaches Zusammendrehen sind heute nicht mehr zugelassen.
- Die Schrauben müssen fest angezogen sein, damit ein sicherer Kontakt hergestellt ist. Ein Wackelkontakt kann zu Funkenbildung mit Wärmeentwicklung führen und Ursache für einen Brand sein!
- Der grün-gelbe Schutzleiter bildet eine Schleife. Für den Fall, dass das Kabel aus dem Stecker gezogen würde, reißen erst die spannungsführenden Drähte, bevor der Schutzleiter getrennt wird.
- Zugentlastung des Kabels durch eine festverschraubte Schelle.
Elektrische Sicherungen

Elektrische Sicherungen lösen bei zu hohen Strömen (Überlast) aus und schützen dadurch vor Leitungsbränden. Ein Kurzschluss bedeutet hohe Überlast und schnelle Auslösung. Bei Anschluss zu vieler Verbraucher schaltet die Sicherung erst nach einer gewissen Zeit ab. Spezielle Passeinsätze verhindern das Einschrauben von Sicherungen für zu große Stromstärken. Sicherungen niemals flicken! Nach dem Auslösen einer Sicherung immer erst den Fehler suchen und beseitigen. Dann die (neue) Sicherung einschrauben oder wieder einschalten.
Fehlerstromschutzschalter

Der Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter) schaltet bei geringen Fehlerströmen innerhalb 0,1 Sekunden ab. Personenschutz ist nur gewährleistet bei einem Abschaltstrom von höchstens 0,03 Ampere (= 30 mA), wie im Bild über der Zahl 21 zu erkennen ist. Der Betreiber soll den Schalter in bestimmten Zeitabständen mit Hilfe der Prüftaste auslösen. Dies ist jedoch eine reine Funktionsprüfung; sie gibt keine Aussage über die tatsächliche Wirksamkeit der Schutzmaßnahme.
Sicherheitskleinspannung

Geräte mit Sicherheitskleinspannung (max. 42 Volt)
werden mit so geringer Spannung betrieben, dass auch beim gleichzeitigen Berühren beider Pole kein gefährlicher Stromdurchfluss im Körper entsteht. Für sie gilt daher die Forderung durchgängiger Isolierung nicht.
Sicherheitskleinspannung wird angewendet bei Geräten mit Haut- oder Haarberührung für Menschen oder Tiere sowie bei Klingelanlagen. Bei elektromotorisch angetriebenem Spielzeug, z. B. Eisenbahnen, darf die Sicherheitskleinspannung 24 Volt nicht übersteigen. Dieses Spielzeug ist mit dem Zeichen
gekennzeichnet.
Schutzisolierung
Schutzisolierte Geräte haben eine zusätzliche isolierende Umhüllung. Sie benötigen deshalb keinen Schutzleiter sowie keine Schutzkontakte am Stecker. Diese Geräte haben einen Flachstecker und im Typenschild das Zeichen
für Schutzisolierung.
Die abgebildete Bohrmaschine ist schutzisoliert, weil auch bei einem elektrischen
Fehler im Gerät keine Spannung an die Metallteile nach außen gelangen kann (Das Bohrfutter ist isoliert durch ein Zahnrad aus Kunststoff).
VIS-Artikel:
- Unfälle mit Maschinen, Geräten und Werkzeugen verhindern
- Unfallgefahren und Unfallschutz für den Verbraucher
- Grundregeln für den Betrieb von Geräten mit Elektro- und Verbrennungsmotor
- Die Bedeutung von CE-Kennzeichnung und GS-Zeichen auf Produkten
- Vorsicht Gift! Gefahren für Kinder im Haushalt - was ist zu tun?
Externe Links:
- DRK: Erste Hilfe Online
- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
- Aktion: Das sichere Haus (DSH)
- DSH-Broschüre "Sicher leben auch im Alter - Sturzunfälle sind vermeidbar"
- Deutscher Feuerwehrverband
- Fachdatenbank "Prävention von Kinderunfällen in Deutschland"
- Bayerische Gewerbeaufsicht
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
Einzelfallbezogene Rechtsauskünfte und persönliche Beratung können wir leider nicht anbieten. Auch dürfen wir Firmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, nicht selbst abmahnen.
Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
Bildnachweis:
(Bild 2: Kind an Steckdose) © Das Sichere Haus "DSH"
(Andere Bilder) © Bayerische Gewerbeaufsicht
Aktuelles
26.02.2021
Broschüre zum neuen EU-Energielabel
26.02.2021
ADAC Sommerreifentest 2021
26.02.2021
Tipps zum Energiesparen im Homeoffice
23.02.2021
Umfrage: Sharing-Angebote wenig genutzt
22.02.2021
Fahrradhelme; Kennzeichnung und Benutzung
18.02.2021
Vitamin D Mangel bei Veganern
17.02.2021
Betriebskosten: Mietende dürfen Belege einsehen
12.02.2021
Corona: Krankenkasse wechseln einfacher
11.02.2021
Dating-Portale: Augen auf bei Probeabos
08.02.2021
Nachhaltig online - wie geht das?

