Nachhaltige Geldanlagen: Ökologisch, ethisch und sicher investieren
Nachhaltige oder "grüne" Geldanlagen werden bei Verbrauchern immer beliebter. Grund dafür sind unter anderem die Klimakrise und politische Entscheidungen wie die Energiewende. Aber auch Fragen, inwiefern eine Rendite durch Kinderarbeit oder Waffenexporte befördert wird oder den weltweiten Kohlendioxidausstoß erhöht, spielen für Verbraucher zunehmend eine Rolle bei der Entscheidung für eine Geldanlage. Doch welche Möglichkeiten haben Anleger, die Rendite ihrer Geldanlage mit ökologisch-sozialen Gesichtspunkten zu vereinbaren?
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Sind nachhaltige Geldanlagen auch sichere Geldanlagen?
Nur weil eine Geldanlage nach ethischen oder ökologischen Grundsätzen konzipiert worden ist, ist sie nicht automatisch auch sicher. Bei der nachhaltigen Geldanlage spielt neben dem Einhalten von ethischen und ökologischen Kriterien auch der wirtschaftliche Erfolg eine entscheidende Rolle. Deshalb gilt bei "nachhaltigen Investments" das gleiche wie bei den herkömmlichen Geldanlagen: Risiken müssen genau hinterfragt werden.
Siehe dazu VIS-Beitrag Sichere Geldanlagen
Nachhaltige Anlagen bei Banken
Als grüne Geldanlagen ohne Wertschwankungsrisiko können Tagesgeld, Sparbücher, Festgeld, Sparbriefe und Sparpläne bezeichnet werden, die bei einer Bank mit ethisch-ökologischem Anspruch abgeschlossen werden.
Dabei sollte man je nach geplanter Anlagesumme darauf achten, bis zu welcher Anlagehöhe die Bank einer Einlagensicherung unterliegt. EU-weit vorgeschrieben ist für den Fall einer Bankenpleite eine Entschädigungssumme von 100.000 Euro pro Sparer. Zudem sollte man sich genau informieren, welche Ansprüche die jeweilige Bank an sich stellt, um den ethisch-ökologischen Gedanken gerecht zu werden.
In Deutschland gibt es in dieser Sparte Banken, die unter dem Sammelbegriff "klimafreundliche Sparanlagen" durchaus sinnvolle, ökologische Schwerpunkte setzen, aber auch Banken mit christlichem Hintergrund, die verstärkt ethische Ansprüche verkörpern.
Hinzu kommen Banken, die die Prinzipien des "Islamic Banking" verfolgen, welches mit den Ethik-Vorstellungen des Islams verknüpft ist. Die Kernelemente des Islamic Banking sind z.B. ein Zins-und Spekulationsverbot bei der Geldanlage.
Nachhaltige Anlagen in Anleihen und Aktien
Verbraucher, die bereit sind ihr Geld längerfristig anzulegen und mögliche Wertschwankungen in Kauf nehmen, können in Anleihen und Aktien investieren. Den gewissen Unterschied zwischen der grünen Anlage und einer herkömmlichen macht hier lediglich das Unternehmen oder der Anleiheemittent aus, in dessen Wertpapier investiert wird.
Dabei hat jeder Anleger die Möglichkeit, persönliche, ökologische und ethische Kriterien individuell umzusetzen und Unternehmen auszuwählen, die diesen entsprechen. Möchte ein Anleger, um die Einzelrisiken zu streuen, sein Vermögen auf unterschiedliche Unternehmen oder Emittenten verteilen, hat dieser die Möglichkeit einen Fonds auszusuchen, der nach ethischen und ökologischen Kriterien investiert. Dabei sollte genau darauf geachtet werden, nach welchen Maßstäben der entsprechende Fonds die Wertpapiere auswählt.
Hier gibt drei hauptsächliche Ansätze: Ausschlusskriterien, Best-In-Class-Ansatz und gezielte Investitionen nach Positivkriterien:
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Ausschlusskriterien können beispielsweise sein: Atomkraft, Kinderarbeit, Rüstungs- und Waffenproduktion, Korruption, Glücksspiel, Menschenrechtsverletzungen, Industrielle Tierhaltung, Agrar-Gentechnik, Pornografie, Erdölproduktion und Fracking, Lebensmittelspekulationen, Zerstörung von Ökosystemen.
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Beim Best-In-Class-Ansatz werden bildlich gesprochen diejenigen Aktien aus jeder Branche ausgesucht, die am wenigsten gegen Ausschlusskriterien verstoßen und zusätzlich auf Veränderungen setzt. Beispiel: Erdölförderer, der zunehmend eine alternative Energieerzeugung aufbaut.
- Beispiele für gezielte Investitionen in bestimmte Branchen können sein: Gesundheit und Bildung, Erneuerbare Energien, Nachhaltige Land-/Waldwirtschaft, Trinkwasseraufbereitung, umweltfreundliche Produkte.
Letztendlich kommt kein ethisch-ökologisch orientierter Anleger drum herum, erst einmal seine nachhaltigen Ansprüche für Geldanlagen zu definieren und dabei auch eventuell Kompromisse einzugehen.
Nicht unwichtig ist wie bei anderen Anlageformen auch bei der Auswahl der Fonds darauf zu achten, dass Fondskosten sowie Missmanagement die Rendite erheblich schmälern können. Inzwischen gibt es auch eine steigende Anzahl der kostengünstigen Indexfonds (ETF), die entsprechende nachhaltige Indizes abbilden.
Nachhaltige Anlagen in unternehmerische Beteiligungen und Unternehmensdarlehen
Eine weitere Investmentklasse für Privatanleger sind Beteiligungen an ökologischen Projekten wie Solarparks, Windräder oder Holzinvestments. In der Finanzwelt werden diese Beteiligungen auch geschlossene Fonds genannt. Der Anleger wird bei einer Beteiligung an einem geschlossenen Fonds "Mitunternehmer" und wird deshalb nicht nur an Gewinnen beteiligt, die die Anlagegesellschaft erzielt, sondern auch an Verlusten. In den meisten Fällen ist die Haftung jedoch auf die Höhe der Einlage begrenzt. Sollte diese ausgeschöpft sein, entspricht das dem Totalverlust des eingesetzten Kapitals. In der Regel schließen Anleger solche Beteiligungen über sehr lange Laufzeiten ab. Ein vorzeitiger Ausstieg ist, wenn überhaupt, nur über den sogenannten "Zweitmarkt" möglich und in der Regel mit sehr hohen Verlusten verbunden.
Genauso verhält es sich mit Angeboten, die in Darlehensform für nachhaltige Unternehmen den Anlegern angeboten werden. Sie sind als nachrangige, nicht börsennotierte Anleihen (Schuldverschreibungen), partiarische Darlehen und Genussrechte verpackt. Zunehmend gibt es diese Angebote auch über sogenannte Crowdinvesting-Portale, wo sich mit kleineren Geldbeträgen an diesen Beteiligungen und Darlehen eingebracht werden kann. Oft werden solche Offerten irreführend als Geldanlage mit höherer „sicherer“ Verzinsung beworben.
Die Problematik bei geschlossenen Fonds und den genannten Darlehensformen liegt in erster Linie darin, dass sie von keiner offiziellen Stelle auf Tragfähigkeit und Wirtschaftlichkeit des Unternehmenskonzeptes kontrolliert werden und daher oft sehr intransparent sind. Zudem fallen in der Regel sehr hohe Abschlusskosten an. Bevor jemand sein Geld in eine unternehmerische Beteiligung investiert, sollte man sehr genau prüfen, ob die versprochenen Erträge überhaupt erzielbar sind und ob es sich um ein ökonomisch sinnvolles und umsetzbares Konzept handelt.
Für die Altersvorsorge sind derartige Modelle denkbar ungeeignet. In Beteiligungen und Darlehen sollten daher nur risikofreudige Anleger mit einem kleinen Anteil Ihres gesamten Anlagevermögens investieren, die über größere Vermögen verfügen, Verluste verschmerzen können und das vorgeschlagene Investitionsmodell auch verstanden haben.
Nachhaltige Investitionen ins Eigenheim
Eine weitere Anlagemöglichkeit für Anleger, die über Wohneigentum verfügen, ist die Solaranlage auf dem eigenen Dach oder Modernisierungsmaßnahmen, die Energieeinsparungen zur Folge haben. Entscheidet sich ein Hauseigentümer für eine Investition in Photovoltaik, kann dieser den gewonnen Strom ins Netz einspeisen und erhält dafür Vergütungen von seinem Energieversorger. Die Renditen bei einer solchen Investition sollten vorher genau durchkalkuliert werden. Auch die Auswahl der Firma, die die Installation der Solarzellen vornimmt, sollte genau geprüft werden.
Bei Modernisierungsmaßnahmen ergibt sich die Rendite aus den Einsparungen an Heiz- und Warmwasserkosten und den Fördergeldern, mit denen der Staat die jeweiligen Maßnahmen ggf. bezuschusst. Bei steigenden Energiepreisen kann die Investition ins eigene Wohnobjekt besonders lukrativ und nachhaltig sein.
Fazit: Gleiche Grundsätze wie bei herkömmlichen Geldanlagen
Grundsätzlich gelten bei grünen Geldanlagen die gleichen Grundsätze wie bei herkömmlichen Geldanlagen:
- Ein Produkt sollte immer an Hand der Aspekte Sicherheit, Rentabilität und Liquidität (Flexibilität) beurteilt werden.
- Eine Geldanlageklasse sollte stets nur eine Beimischung vom gesamten anzulegenden Vermögen einnehmen: je riskanter, um so kleiner der Anteil.
- Je höher eine versprochene Rendite ausfällt, umso höher ist auch das Risiko für den Anleger.
- Jede Anlage sollte genau geprüft werden - am besten von einem unabhängigen Berater, der nicht von dem Vertrieb des Produktes profitiert.
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