Nachhaltig Haushalten – Elektro- und Elektronikgeräte umweltbewusst auswählen und nutzen
Elektro- und Elektronikgeräte erleichtern unseren Alltag. Doch der Trend hin zu mehr Geräten und einer kürzeren Gebrauchsdauer wirkt sich negativ auf die Umwelt aus. Denn Herstellung, Nutzung und Entsorgung dieser Güter sind mit einem hohen Energie- und Ressourceneinsatz verbunden.
Der folgende Beitrag informiert über einen umweltbewussten Umgang mit Haushaltsgeräten und Gütern der Unterhaltungselektronik sowie der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT).
In diesem Beitrag finden Sie
Hintergrund: Ausstattung mit Gebrauchsgütern nimmt zu
Die Ausstattung privater Haushalte mit Elektro- und Elektronikgeräten nimmt weiter zu. Insbesondere Geräte der Unterhaltungselektronik sowie der Informations- und Kommunikationstechnik IKT verzeichneten in den letzten Jahren einen starken Zuwachs.
Hinzu kommt, dass die Erstnutzungsdauer heute oft kürzer ist als noch im Jahr 2004. Dies zeigt eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes.
Zwar benötigen Neugeräte oft weniger Strom, doch der Einspareffekt wird durch mehr sowie größere und leistungsstärkere Geräte oft zunichte gemacht. Zudem sind Herstellung und Entsorgung mit enormen Umweltbelastungen verbunden.
Umweltbelastungen durch Herstellung, Nutzung und Entsorgung
Ist es günstiger, ein Gerät länger zu nutzen oder es durch ein effizienteres Neugerät zu ersetzen? Um dies zu beantworten, müssen Umweltfolgen entlang des gesamten Lebensweges, also von der Produktion über die Nutzung bis hin zur Entsorgung, berücksichtigt und bewertet werden. Dies geschieht in einer Lebenszyklusanalyse, auch bekannt als Umwelt- oder Ökobilanz.
Gerade bei Elektro- und Elektronikgeräten ist entscheidend, welchen Anteil verschiedene Lebenszyklusphasen an den Umweltbelastungen insgesamt haben und wie viel effizienter ein neues Gerät sein muss, damit sich der Ersatz eines alten Geräts aus ökologischer Sicht lohnt. Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten.
Herstellung: Material- und Ressourcenverbrauch
Die Herstellung von Elektro- und Elektronikgeräten ist mit einem enormen Ressourcen- und Energieeinsatz verbunden. Die Produkte bestehen zu einem großen Teil aus Kunststoffen, welche aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden. Zudem enthalten sie eine Vielzahl wertvoller und knapper Metalle und Erden. Der Abbau der Rohstoffe erfolgt oft in Ländern mit niedrigen Umwelt- und Sozialstandards und führt zur Zerstörung von Lebensräumen. So werden in manchen Abbauregionen Urwälder gerodet oder Berge gesprengt, um Rohstoffe zu gewinnen. Edelmetalle werden mit Hilfe giftiger Stoffe aus dem Gestein gelöst. Zurück bleiben mit Schadstoffen belastete Mondlandschaften.
Rohstoffgewinnung und Produktion erfolgen oft unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Extrem lange Arbeitszeiten und unzureichende Entlohnung sind ebenso an der Tagesordnung wie mangelnder Gesundheitsschutz und unsichere Arbeitsverhältnisse.
Nutzung: Stromverbrauch und Emission von Treibhausgasen
In der Nutzungsphase spielt insbesondere der Stromverbrauch eine wichtige Rolle. Auf der einen Seite werden Geräte zunehmend effizienter, auf der anderen Seite nimmt die Ausstattung zu. Dies betrifft insbesondere Geräte der Unterhaltungs-, Informations- und Kommunikationstechnik. Ihr Anteil am Stromverbrauch im Haushalt stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an und macht mittlerweile mehr als ein Viertel des Stromverbrauchs in einem durchschnittlichen Haushalt aus.
Entsorgung: Elektroschrott
Rund 1,8 Millionen Tonnen Elektroschrott bzw. 21,6 kg pro Kopf fallen einer Studie der United Nations University zufolge in Deutschland pro Jahr an. Darin enthalten sind wertvolle Rohstoffe wie Kupfer, Gold und Eisen aber auch giftige Stoffe wie Quecksilber, Blei oder Cadmium.
Elektro- und Elektronikgeräte dürfen in Deutschland nicht in den Hausmüll gelangen sondern werden getrennt erfasst. Laut Umweltbundesamt wurden im Jahr 2017 deutschlandweit etwa 754.751 Tonnen Altgeräte aus privaten Haushalten gesammelt, das entspricht 9,12 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Ziel ist, die Sammelmenge zu erhöhen und Schadstoffe umweltgerecht zu entsorgen bzw. Wertstoffe zurückzugewinnen.
Ein großes Problem ist der illegale Schrottexport. Unter Umgehung bestehender Vorschriften werden ausgediente Computer, Fernseher etc. gehandelt und landen oft auf illegalen Müllhalden, insbesondere in Afrika. Unsachgemäße Entsorgung und giftige Bestandteile im Elektroschrott stellen dort eine Gefährdung für Mensch und Umwelt dar.
Elektro- und Elektronikgeräte nachhaltig nutzen
Den Stromverbrauch während der Nutzung können Verbraucherinnen und Verbraucher direkt wahrnehmen und beeinflussen. Dagegen sind Umweltbelastungen durch Produktion und Entsorgung von Geräten für Verbraucher nicht unmittelbar ersichtlich aber ebenso wichtig, wenn es um die Frage der Nutzungsdauer geht.
Nutzung: Wie lassen sich Stromkosten senken?
Der Stromverbrauch eines Haushalts hängt nicht nur von der Geräteausstattung sondern auch vom Nutzerverhalten ab. Beim Wäschewaschen beispielsweise ist entscheidend, wie oft und bei welcher Temperatur gewaschen und wie voll die Maschine beladen wird. Insbesondere kleine Haushalte können auch mit einer älteren Maschine sparsam waschen.
Ob es sich lohnt, ein Altgerät zu ersetzen, hängt vom Einzelfall ab. Generell ist eine möglichst lange Nutzung empfehlenswert. Bei Notebooks, Tablets und Smartphones beispielsweise entstehen die größten Umweltbelastungen im Lebenszyklus durch die Produktion, dagegen fällt der Energieverbrauch in der Nutzungsphase vergleichsweise gering aus. Somit lässt sich ihre Umweltbilanz insbesondere durch eine längere Gebrauchsdauer und bewusste Nutzung verbessern. Tipps zum Stromsparen finden Sie beim Energie-Atlas Bayern.
Altgeräte: Wann lohnt sich ein Austausch?
Ein funktionierendes Gerät durch ein neues, effizientes Produkt auszutauschen ist vor allem bei Produkten sinnvoll, deren Stromverbrauch während der Nutzungsphase sehr stark zu Buche schlägt und die heute deutlich weniger Strom benötigen. Dies ist z.B. bei Kühl- und Gefrierschränken der Fall: Seit Juli 2012 dürfen Geräte der Energieeffizienzklasse A, der bei Einführung des EU-Energielabels im Jahr 1998 besten Kategorie, nicht mehr neu in den Handel gelangen.
Ob sich eine Neuanschaffung lohnt, sollten Sie insbesondere prüfen:
- bei älteren, sehr ineffizienten Geräten, vor allem bei Kühl- und Gefriergeräten sowie bei Umwälzpumpen für Heizung und Warmwasser
- wenn Ihre Familie kleiner oder größer wird,
- vor einer Reparatur.
Mit einem Strommessgerät können Sie den Verbrauch vorhandener Geräte ermitteln und mit dem sparsamer Neugeräte vergleichen. Hilfestellung bietet der Haushaltsgeräte-Check vom Energieatlas Bayern. Mit dem online-Rechner vom Forum Waschen lässt sich das Einsparpotenzial durch eine neue Wasch- oder Spülmaschine ermitteln.
Neukauf: Woran erkennt man umweltfreundliche Produkte?
Der Kaufpreis spielt bei der Produktwahl oft eine wichtige Rolle. Ob ein Gerät preiswert ist, hängt jedoch auch von den laufenden Betriebskosten ab. Bei der Kaufentscheidung sollte deshalb der Stromverbrauch berücksichtigt werden. Das EU-Ergielanebel gibt Auskunft zum Verbrauch verschiedener Produktkategorien.
Neugeräte sollten nicht nur sparsam sondern auch funktional und von guter Qualität sein. Können Geräte repariert bzw. erweitert werden, ermöglicht dies eine lange Gebrauchsdauer. Die Produkte sollten möglichst schadstoffarm und gut zu recyceln sein. Das Gütezeichen Blauer Engel kennzeichnet Geräte, die nicht nur wenig Strom verbrauchen sondern auch umweltschonend und langlebig sind.
Auch Testberichte, z.B. von Stiftung Warentest und Ökotest, bieten eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Einkaufshilfen für klimafreundliche Produkte finden sich auf der Seite Ökotop 100. Haushalts- und Bürogeräte, die aus Umweltsicht besonders empfehlenswert sind, sind auf der Verbraucherplattform EcoTopTen aufgelistet.
Tipps zum Umgang mit Elektro- und Elektronikgeräten
- Bevorzugen Sie hochwertige Produkte, informieren Sie sich vor einem Neukauf.
- Werden Güter nur selten benötigt, ist es finanziell und ökologisch sinnvoller, diese auszuleihen oder gemeinsam zu nutzen.
- Achten Sie auf einen stromsparenden Betrieb.
- Nutzen Sie die Gebrauchsdauer aus.
- Werden funktionierende Geräte nicht mehr verwendet, sollten diese nicht entsorgt sondern zur weiteren Nutzung abgegeben werden. Bei Computer und Smartphone sollten sensible Daten zuvor gelöscht werden.
- Geben Sie kaputte Geräte an Sammelstellen ab. Entsprechend einer Novelle des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes können Altgeräte unter bestimmten Bedingungen auch in Geschäften kostenlos abgegeben werden.
- Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Nachhaltig konsumieren - Gebraucht kaufen und verkaufen
- Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Nachhaltig konsumieren - Leihen, teilen, schenken
- Germanwatch: Tipps zum Umgang mit alten Elektronikgeräte
- Öko-Institut: PROSA Smartphones
- Umweltbundesamt: Ausstattung privater Haushalte mit Gebrauchsgütern
- Umweltbundesamt: Verantwortungsvolle Rohstoffgewinnung?
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