Sichere Geldanlagen
Jahr für Jahr verlieren viele Verbraucher Geld durch spekulative und intransparente Geldanlagen . Die Nachfrage nach sicheren Geldanlagen ohne Risiken ist daher gestiegen.
Doch welche Produkte kommen in Frage, bei welchen Anlageformen kann man sicher sein, das Ersparte auch zurückzubekommen?
In diesem Beitrag finden Sie
Gibt es (absolut) sichere Geldanlagen?
Vorweg: Leider gibt es keine Geldanlage, die frei von Anlagerisiken ist.
Wenn also die Rede von sicheren Geldanlagen ist, kommt es immer auf die Frage an, wie sicher eine Geldanlage gegenüber welchem Risiko ist. Risiken für eine Geldanlage können Kaufkraftentwertung durch Inflation oder Währungsreform, Totalverlustrisiko oder auch Kursrisiken sein.
Jede Anlageklasse weist dabei ganz spezifische Risiken auf.
Die auf dem Finanzmarkt vom Anleger erwerbbaren Geldanlageprodukte bilden stets eine oder mehrere sogenannte Anlageklassen ab.
Die Hauptanlageklassen bei Finanzprodukten sind Geldwerte und der Aktienmarkt.
Daneben sind als Nebenanlageklassen vor allem der Immobilienmarkt, Edelmetalle oder auch stille Beteiligungen („grauer Kapitalmarkt“) geläufig.
Beim Aktienmarkt kommt es durch die Preisbestimmung der Aktienkurse an den Börsen zu teilweise erheblichen Kurs- und damit Wertschwankungen. Dafür ist die langfristige Anlage in den breiten globalen Aktienmarkt inflationssicher.
Finanzprodukte der Anlageklasse Geldwerte unterliegen dagegen dem ständigen Risiko der Inflation. Nicht nur in der deutschen Vergangenheit haben Phasen hoher Inflation oder auch Währungsreformen in unregelmäßigen Abständen die Kaufkraft der verzinst angelegten Anlagewerte verringert oder ganz entwertet.
Die Anlageklasse Geldwerte gliedert sich dabei in einlagengesicherte Bankprodukte und den Anleihenmarkt. Anleihen sind auch unter den Begriffen Renten und Schuldverschreibungen bekannt.
Abgesehen von Risiken einer Anlageklasse kann auch die vertragsrechtliche Konstruktion eines Geldanlageproduktes zu erheblichen Verlusten führen. Beispiele dafür sind die niedrigen Rückkaufswerte bei Renten- und Kapitallebensversicherungen aufgrund vorweggenommener Abschluss- und Verwaltungskosten. Auch das fehlerhafte Management bei Investmentfonds stellt im Rückblick oft ein Risiko dar.
Im weiteren Text dieses Artikels werden aus Vereinfachungsgründen jene Geldanlageprodukte als „sichere Geldanlagen“ benannt, die weder Wertschwankungsrisiken unterliegen noch abhängig von der Entwicklung der Aktien-, Anleihen-, Immobilien- oder Rohstoffmärkte sind.
Diese sicheren Geldanlagen gehören somit zur Anlageklasse der Geldwerte. Sie erzielen grundsätzlich keine besonders hohen Renditen, bieten durch den Kapitalschutz dem Anleger dafür aber die Sicherheit, sein eingesetztes Kapital zurück zu bekommen.
Ein solcher Kapitalschutz kann durch die sogenannte gesetzliche Einlagensicherung garantiert werden. In einem Insolvenzfall des Geldinstitutes sind die Einlagen der Kunden geschützt. Dies gilt für Bankkontoprodukte bei Banken, die ihren Firmensitz in einem Staat der EU haben.
Ein Verbraucher, der eine sichere Geldanlage dieser Art wünscht, sollte ein Produktangebot mit einem hohen Renditeversprechen kritisch hinterfragen.
Wichtig ist, dass es sich wirklich um ein einlagengesichertes Kontoprodukt handelt: Beispielsweise ist bei sogenannten Garantiezertifikaten und ähnlichen Zertifikaten in Anleiheform Vorsicht geboten, weil Anlegern im Fall einer Insolvenz des Herausgebers der Totalverlust droht.
Welche staatlich abgesicherten Anlagenformen gibt es?
Die nachfolgend dargestellten Bankprodukte auf Anlagekontobasis können als sicher hinsichtlich ihres Kapitalschutzes bezeichnet werden, da sie alle über eine Einlagensicherung verfügen. Die folgende Übersicht stellt keine Anlageempfehlung dar, da je nach Anlagezweck und Anlegermentalität ein Produkt mehr oder weniger geeignet sein kann.
Abhängig davon, ob man bei Privatbanken, Sparkassen oder Genossenschaftsbanken, Bausparkassen oder Versicherungsgesellschaften vertraglich verzinste Anlageprodukte erwirbt, greifen unterschiedliche Einlagensicherungssysteme. Auf die Einzelheiten wird im VIS-Beitrag Einlagensicherung näher eingegangen.
Tagesgeldkonto und Sparbuch
Wer ständig über sein Geld verfügen möchte, für den ist das Tagesgeldkonto oder das Sparbuch eine geeignete Anlageform.
Auf einem Tagesgeldkonto kann das Guthaben jederzeit in voller Höhe auf das Girokonto zurücküberwiesen werden. Während sich das Geld auf dem Tagesgeldkonto befindet, wird es verzinst. Der Zinssatz wird von der Bank bestimmt und kann sich verändern.
Das Tagesgeldkonto ist nicht dazu gedacht, Rechnungen zu bezahlen oder Barabhebungen vorzunehmen, es dient also nicht als Ersatz für das Girokonto.
Auch das Sparbuch gleicht in der Funktionsweise dem Tagesgeldkonto mit dem Unterschied, dass nur 2.000,- € monatlich verfügt werden können. Höhere Verfügungen müssen mit einer 3-monatigen Kündigungsfrist angemeldet werden.
Festgeld und Sparbrief
Festgelder und Sparbriefe zielen von Anfang an auf eine längere Bindung oder Vertragslaufzeit ab. Der Verbraucher legt hierbei sein Geld bei einer Bank für eine vereinbarte Laufzeit fest an. Während dieser Zeit kann in der Regel nicht über das Geld verfügt werden: Man sollte sich also vorher gut überlegen, wie lange auf das Geld verzichtet werden kann.
Festgelder gibt es schon ab einer Laufzeit von einem Monat, Sparbriefe haben eine Mindestlaufzeit von einem Jahr. In einer Niedrigzinsphase sollte sich nicht zu lange an einen Zins gebunden und eher kurze Laufzeiten gewählt werden.
Stufenzinssparbrief
Stufenzinssparbriefe sind eine Art Zwitter zwischen Sparbrief und Sparbuch. Sie haben eine wählbare Laufzeit in Jahren, sind jedoch meist nach einem Jahr mit einer Frist kündbar.
Je länger der Anleger am Vertrag festhält, umso höher fällt der Festzins aus.
Banksparplan
Bei Anlegern, die monatlich etwas sparen wollen, bietet sich der Banksparplan an. Dabei wird dem Anleger die Möglichkeit gegeben monatlich Geld auf ein Konto anzusparen, welches von der Bank verzinst wird. Bei den meisten Banksparplänen bekommt der Verbraucher einen Bonus auf die Grundverzinsung oder den geleisteten Jahressparbeitrag. Dieser Bonus steigt mit der Laufzeit des Sparplanes entsprechend an.
Banksparpläne mit variablem Zins haben den Vorteil, dass sie sich an das jeweilige Zinsniveau anpassen. Diese Produkte sind bei einigen Bankinstituten auch für vermögenswirksame Leistungen offen. Manche Kreditinstitute bieten zudem Riester-Banksparpläne an. Diese können als zusätzliche Altersvorsorge mit Zulagen vom Staat bespart werden.
Bankauszahlplan
Das Gegenteil vom Banksparplan ist der Bankauszahlplan. Er eignet sich beispielsweise für die regelmäßige Auszahlung aus Altersvorsorgekapital zu Rentenbeginn. Er hat meistens eine feste Verzinsung.
Deshalb sollte sich in Zeiten niedriger Zinsen ähnlich wie bei Sparbriefen für kürzere Laufzeiten bis fünf Jahre entschieden werden.
Bausparvertrag
Ein Produkt, welches auch als einlagen- und wertschwankungssicher bezeichnet werden kann und zusätzlich noch die Möglichkeit für ein zinsgünstiges Darlehen in der Zukunft bietet, ist der Bausparvertrag.
Ähnlich wie der Banksparplan ist der Bausparvertrag ein Finanzprodukt, um monatlich Geld anzusparen.
Nach einer gewissen Laufzeit hat der Verbraucher die Möglichkeit - in der etwa gleichen Höhe des angesparten Kapitals - ein zinsgünstiges Darlehen aufzunehmen. Dafür sind die Zinsen in der Ansparphase gegenüber dem Banksparplan oder Tagesgeldkonto vergleichsweise niedrig.
Ein Bausparvertrag eignet sich auch dazu, vermögenswirksame Leistungen des Arbeitgebers anzulegen, wenn der Erhalt der Arbeitnehmersparzulage absehbar ist. Zusätzlich können je nach Einkommen auch noch staatliche Förderungen zu einer höheren Rendite beitragen.
Renten- und Kapitallebensversicherung
Garantieverzinste Renten- und Kapitalversicherungen gehören ebenfalls zu den einlagengesicherten Anlageprodukten der Anlageklasse Geldwerte. Die Absicherung des Kapitals bei Konkurs der meisten Versicherungsgesellschaften ist über eine Auffanglösung der Kundenbestände in Deutschland (Protektor) staatlich gewährleistet.
Allerdings sollte bei Interesse an einem solchen Produkt die Zugehörigkeit zu der Protektor-Absicherung überprüft werden.
Da die mögliche Garantiehöchstverzinsung für Neuverträge auf 0,9 Prozent p.a. gesunken ist, sind diese Produkte nur noch in seltenen Einzelfällen gegenüber anderen Altersvorsorgesparformen konkurrenzfähig.
s. dazu auch VIS-Beitrag Lebensversicherung
Immerhin fallen hier noch Abschluss- und Verwaltungskosten an, die die Verzinsung nochmals drücken. Vor allem bei Versicherungsverträgen, die provisionsvergütet vermittelt werden, kommt es so bei heutigen Vertragsabschlüssen oft zu einer garantierten Negativverzinsung.
Die von Versicherungsgesellschaften in Aussicht gestellte Überschussbeteiligung kann für eine Renditeerwartung nicht als sicher angenommen werden. Sie ist abhängig von der Entwicklung der Anleihenmärkte, die in Zeiträumen niedriger Zinsen auch nur klägliche Renditen abwerfen.
Altverträge haben meist eine hohe Garantieverzinsung. Auch aufgrund alter Steuervorteile ist es in der Regel günstiger, alte garantieverzinste Renten- oder Kapitalversicherungen beizubehalten als das Geld in aktuelle Sparbriefe umzuschichten.
Interessant können in Einzelfällen bankenähnliche Angebote von Versicherungsgesellschaften sein wie Tagesgeld.
Tipp:
Bei allen voran beschriebenen Bankanlageprodukten kann der Anleger durch eine umsichtige Auswahl nach Anlagezins erreichen, dass die Inflation so wenig wie möglich an der Kaufkraft des angelegten Geldes zehrt oder die Teuerungsrate gar zeitweilig übertroffen wird.
Wie sicher sind Bundeswertpapiere?
Bundeswertpapiere
Anlagen in Wertpapiere der Bundesrepublik Deutschland gelten pauschal als sehr sicher. Gemeint sind in erster Linie deutsche Staatsanleihen (Staatsschuldverschreibungen). Die hohe Sicherheit bezieht sich auf die Rückzahlfähigkeit des Nominalwertes der jeweiligen Anleihen zur Fälligkeit durch den deutschen Staat.
Staatsanleihen sind jedoch nicht gesetzlich einlagengesichert wie Bankeinlagen. Bei steigendem Zinsniveau oder sinkender Bonität des Staates kommt es auch bei diesen Wertpapier gegebenenfalls zu fallenden Kursen.
Staatsanleihen sind Wertpapiere, die so ähnlich wie Kreditverträge funktionieren. Der Anleger stellt dem Staat Geld für eine bestimmte Zeit zu einem festgelegten Zins (Zinskupon)zur Verfügung. Diese „Vereinbarung“ wird mit einem Wertpapier verbrieft. Viele Bundeswertpapiere wie z.B. Bundesanleihen oder Bundesobligationen werden an der Börse gehandelt. In Zeiten niedriger Zinsen sollte beachtet werden, dass bei gleicher Laufzeit die Renditen häufig deutlich schlechter sind als bei Bankprodukten, die der gesetzlichen Einlagensicherung unterliegen.
Anleihen von wirtschaftlich schwächeren Staaten und Unternehmen weisen oft einen höheren Zinskupon aus, der einem niedrigeren Bonitätsniveau entspricht. Fällt der Herausgeber einer Anleihe (Emittent) durch Staats- oder Unternehmenskonkurs aus, greift kein Kapitalschutz. Totalverlust des Geldes ist nicht ausgeschlossen.
Die beschriebenen Eigenschaften von Anleihen gelten überwiegend auch für Renten- und Mischfonds.
Hypothekenpfandbriefe
Hypothekenpfandbriefe sind ebenfalls Schuldverschreibungen, bei denen sowohl der Zins als auch die Laufzeit vorgegeben sind. Diese können jederzeit über die Börse verkauft werden.
Pfandbriefe werden von Hypothekenbanken und öffentlich-rechtlichen Kreditanstalten herausgegeben, um Hypothekendarlehen (Immobiliendarlehen) zu finanzieren.
Die Hypothekendarlehen sind durch Grundschulden abgesichert, dabei darf die Kreditsumme maximal 60% des Beleihungswerts der Immobilie betragen. Pfandbriefe gelten daher als Anlage mit sehr geringem Ausfallrisiko und als mündelsichere Geldanlagen.
Wie bei allen sicheren Geldanlagen sind die Renditen bei Pfandbriefen eher gering. Sollte ein Anleger seinen Pfandbrief vor Ende der vereinbarten Laufzeit über die Börse verkaufen, kann es zu Kursverlusten kommen.
Welche Kosten fallen bei den einzelnen Anlageprodukten an?
Weder beim Banksparplan, noch beim Tagesgeld, Sparbuch, Festgeld oder Sparbrief fallen Kosten für den Abschluss an. Diese Produkte verursachen auch keine laufenden Verwaltungs- oder Verwahrungskosten, wie z.B. Depotgebühren, was die Geldanlage transparenter macht.
Beim Bausparvertrag werden in der Regel Abschlusskosten in Höhe von einem Prozent der Bausparsumme fällig. Manche Bausparkassen verlangen zudem auch noch jährliche Kontoführungsgebühren oder sonstige Verwaltungsentgelte.
Kauf und Aufbewahrung von Bundeswertpapieren sind seit Ende 2012 nicht mehr kostenfrei möglich. Bundeswertpapiere und Pfandbriefe werden über eine Bank gehandelt, wo der Anleger ein Wertpapierdepot unterhält. Sowohl beim Kauf, als auch beim Verkauf fallen Transaktionskosten an. Gegebenenfalls kommen Depotkosten für die Verwahrung hinzu.
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