Private Vorsorge für das Alter: ja - aber wie geht es richtig?
Wer mitten im Erwerbsleben steht, mag nur ungern an den Lebensabschnitt danach denken.
Nur wenige nehmen ihre Renteninformation, Stift und Taschenrechner in die Hand und versuchen die wesentlichen Fragen zu klären: Reicht im Rentenalter das monatliche Einkommen aus, um alle Ausgaben zu decken? Was sind die für mich geeigneten Sparformen, um den Ruhestand zu finanzieren?
Dringend notwendig ist es jedoch für fast alle.
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Warum ist die Altersvorsorge ein Thema für alle?
Der weit überwiegende Teil der abhängig Beschäftigten ist in der gesetzlichen Rentenversicherung entweder freiwillig oder pflichtversichert. Wer über Jahre Beiträge eingezahlt und die Altersgrenze erreicht hat, erhält eine Rentenzahlung. Die Zeiten, in denen diese insbesondere für künftige Generationen auskömmlich ausfällt, sind jedoch vorbei. Denn das deutsche Rentensystem basiert darauf, dass die laufenden Renten von den Beiträgen der aktuell Erwerbstätigen bezahlt werden (Umlageverfahren). Hohe Arbeitslosigkeit, niedrige Geburtenraten und eine zunehmende Lebenserwartung bei Rentnern führen zwangsläufig zu weniger Geld in der Rentenkasse.
Schon heute kann man die gesetzliche Rente daher nur als Basisabsicherung betrachten.
Wer also nicht rechtzeitig zusätzlich für seine Altersrente vorsorgt, dem drohen später finanzielle Einschnitte in seinem gewohnten Lebensstandard. Dies gilt umso mehr für viele Selbständige, die nicht einmal die gesetzliche Rente erwarten können. Aber auch auf Beamte, die zwar durch Pensionsansprüche bessergestellt sind, wartet eine Einnahmenreduzierung im Alter, auf die man sich vorbereiten sollte.
Formen und Produktarten der Altersvorsorge
Wer seine Altersvorsorge nach dem Glücksprinzip „Es wird schon reichen“ angeht, kann nur zufällig ab Rentenbeginn passend versorgt sein. Die Abweichungen reichen von Überversorgung bis zur Altersarmut.
Altersvorsorge findet in verschiedenen Formen statt. Neben der gesetzlichen Rente gibt es die betriebliche Altersversorgung, sowie die staatlich geförderte Vorsorge mit Riester- oder Rürup-Renten. Dazu kommt noch der große Bereich der ungeförderten privaten Altersvorsorge.
Abhängig von der Form der Altersvorsorge stehen verschiedene Produktarten der Geldanlage zur Verfügung. Dies sind insbesondere die Gruppe der einlagengesicherten Sparanlagen, Investmentfonds, Immobilien und Versicherungen.
Keine dieser Formen oder Produkte führt allein zum Ziel, sondern nur eine maßgeschneiderte Kombination daraus. Dementsprechend gibt es auch keine Patentlösung, sondern nur Einzelstrategien, die erarbeitet werden müssen. Hierzu sollte zuerst der voraussichtliche Vorsorgebedarf im Alter so gut wie möglich ermittelt werden.
Wie wird der Altersvorsorgebedarf ermittelt?
Wie groß die eigene Finanzlücke im Alter sein wird, hängt vom eigenen voraussichtlichen Bedarf und den bis dahin erbrachten Sparleistungen ab. In Teilen bleibt dies eine Berechnung mit vielen Variablen. Wer kann schon vorhersagen, wie alt man wird, wie sich Renditen und Inflation entwickeln oder welche steuerlichen Veränderungen künftig noch anstehen?
Dennoch ist es für den Aufbau einer effektiven Altersvorsorge erforderlich, sich mit den Zusammenhängen zwischen Einkommen und Ausgaben, Schulden und Geldanlage, gesetzlicher und privatwirtschaftlicher Absicherung, Steuern und Inflation zu beschäftigen. Bei der Bedarfsermittlung im Alter geht es um eine Prognose nach bestem Wissen und Gewissen hinsichtlich der Entwicklung von Einnahmen und Ausgaben in den kommenden Jahren sowie dem eigenen Ansparpotential.
Daraus kann dann ein Vorsorgeziel formuliert werden, welches aber auch in den Folgejahren immer wieder überprüft und angepasst werden sollte.
Vorsorgeplan - Diese Überlegungen kann man dafür anstellen:
- Mit welcher Grundversorgung (Rente u.a.) im Alter können Sie voraussichtlich rechnen (siehe z.B. Renteninformation)? Wie hoch sind die monatlichen Zahlungsansprüche aus vom Arbeitgeber finanzierter betrieblicher Altersversorgung sowie aus bisherigen privat geführten Rentenversicherungen und anderer Geldanlagen? Ist mit einem sicheren Erbe zu rechnen (dies kann in monatliche Einnahmen umgerechnet werden.)?
- Einnahmen und Beruf: Wie ist der aktuelle Stand, sind Veränderungen absehbar oder werden diese angestrebt?
- Familie: Wie ist der aktuelle Stand (z.B. Familienstand, Stand der Familienplanung) und sind Änderungen geplant bzw. zu erwarten?
- Ausgaben: Fixkosten, Verbindlichkeiten (z.B. laufende Kredite) realistisch berechnen sowie die Rücklagenbildung einplanen. Sind existenzielle Risiken (z.B. Haftpflicht, Berufsunfähigkeit, Todesfallabsicherung für Angehörige) ausreichend abgesichert?
- Wann und welche Bedarfsänderungen im Alter sind absehbar (z.B.gegebenenfalls Wegfall von Kreditraten und einiger Versicherungen; Auszug der Kinder führt zu Einsparungen beim Wohnbedarf; Immobilie ist abgezahlt; höhere Gesundheitskosten im Alter, veränderte Mobilität)
- Nicht vergessen: Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge und Einkommenssteuer auf Alterseinkünfte
Nach Hinzurechnung der Inflation auf die Preise und Dienstleistungen bis zum Rentenbeginn (beispielsweise 2,00% jährlich auf die bisher ermittelte Zwischensumme der gesamten Ausgaben) ergibt sich eine ungefähre Größenordnung der Ausgabenhöhe ab Rentenbeginn.
Der Vergleich der voraussichtlichen Einnahmen mit den Ausgaben zum Zeitpunkt des Renteneintritts zeigt an, ob und in welcher Höhe ein zusätzlicher Einkommensbedarf aus privater Altersvorsorge besteht („Vorsorgelücke“).
Aus dem zusätzlichen Einnahmenbedarf kann letztendlich mit einem Sparratenrechner (siehe beispielsweise www.zinsen-berechnen.de) eine zusätzliche Sparrate für die eigene Vorsorge abgeleitet werden.
Wege zu geeigneten Anlageprodukten
Ist der Vorsorgebedarf umrissen, kann man sich der Anlagestrategie widmen. Wie soll die Altersvorsorgesparrate angelegt werden?
Erfolgreiche Altersvorsorge heißt effiziente Geldanlage. Deshalb sollte Altersvorsorge nicht mit Versicherungen in Verbindung gebracht werden: Kapitallebens- und Rentenversicherungen sind hierfür zu unflexibel und oft wegen hoher Vertragskosten zu renditeschwach.
Für die Geldanlage gelten bestimmte Grundsätze:
Jede Geldanlage wird bestimmt durch die Faktoren Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit. Hohe Erträge bei niedrigem Risiko und voller Flexibilität sind unmöglich zu erreichen. Wer sicher anlegen will („Geldwerte“ wie einlagengesicherte Bank- und Versicherungsprodukte oder Rentenfonds), muss Abstriche bei der Rendite und/oder Verfügbarkeit machen. Mit diesen Geldanlagen geht über längere Zeitabschnitte ein Kaufkraftverlust für das eingesetzte Sparvolumen einher, weil die Erträge – auch unter Berücksichtigung von Kapitalertragssteuer - meist niedriger als die Inflationsrate sind. Wer Geld aber bewusst langfristig anlegt und Wertschwankungsrisiken eingeht, kann höhere Erträge erzielen. Dies ist beispielsweise bequem möglich durch das Besparen von weltweit anlegenden Aktien-ETFs.
Anlagestrategie - Diese Überlegungen kann man dafür anstellen:
- Die Mischung macht's! Je nach eigenem Anlegerprofil werden die prozentualen Anteile der Sparrate bestimmt, die im Aktienmarkt und die in Geldwerteprodukten regelmäßig angelegt werden. Diese Aufteilung sollte langfristig ganz diszipliniert nach klaren Regeln beibehalten werden.
- Bestimmen Sie deshalb vorab Ihr Anlegerprofil! Der Anteil im Aktienmarkt (Aktien-ETFs) darf – trotz langfristigen Zeithorizontes – nicht so groß sein, dass Sie bei starken Kursrückgängen an den Börsen psychologisch Gefahr laufen würden, Ihre Aktienmarktanteile „in Panik“ zu verkaufen. Der niedrig verzinste Geldwerteanteil sollte so bemessen sein, dass er einerseits zu Rentenbeginn ausreicht, um davon in Ihren ersten Rentenjahren das erforderliche berechnete Zusatzeinkommen („Versorgungslücke“) zu finanzieren. Andererseits wird es dafür benötigt, um nach starken Kursrückgängen an den Börsen diszipliniert Aktienmarktanteile preisgünstig nachzukaufen („Rebalancing“).
- Bleiben Sie ausreichend flexibel, um auf plötzliche Änderungen der Lebenssituation auch finanziell reagieren zu können.
- Staatlich und steuerlich geförderte Produkte sind nicht für jeden vorteilhaft. Betriebliche Entgeltumwandlung, Riester- und Rürup-Rente haben einerseits in der Ansparphase den Vorteil, dass es Zuschüsse vom Staat oder Arbeitgeber und steuerliche Entlastung auf die Sparbeiträge gibt. Andererseits sind die Leistungen aus diesen Vorsorgeformen im Rentenalter voll steuerpflichtig. Bei der betrieblichen Entgeltumwandlung kürzen zudem Kranken- und Pflegebeiträge und eine niedrigere gesetzliche Rente die Auszahlungen. Informieren Sie sich deshalb gründlich über die Funktionsweise dieser Vorsorgeprodukte. Nur wenn in einer individuellen Modellrechnung am Ende Schwarz auf Weiß eine attraktive Mehrleistung winkt, sollte von diesen vom Gesetzgeber favorisierten Vorsorgeformen Gebrauch gemacht werden.
- Informieren Sie sich über Vergleichsmöglichkeiten und Auswahlkriterien für Finanzprodukte und wie Sie diese kostengünstig erwerben können.
Wer hilft bei dem Thema?
Unterstützung bei der Finanzplanung bieten eine Vielzahl von Finanzvermittlern bzw. Finanzberatern an. Hierbei sollte man wissen, dass auch finanzielle Interessen der Vermittler die Empfehlungen beeinflussen können. Damit sich die vermeintliche Hilfe später nicht als Fehlgriff erweist, sollte man bei der Auswahl einige Hinweise beachten.
s. VIS-Artikel Finanzberater
Aktive Hilfe bei der Vorsorgeplanung bieten auch die bayerischen Verbraucherverbände mit unabhängigen Angeboten zur Altersvorsorgeberatung.
s. Service
Bildquelle: fotolia.de - Alexander Raths
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