
Das Passivhaus
Wer vor der Entscheidung steht, ein Haus zu bauen oder zu kaufen, der sollte auf jeden Fall ein Passivhaus in Erwägung ziehen. Nicht nur die Behaglichkeit in solchen vier Wänden, sondern auch im Geldbeutel während des laufenden Betriebs und die Darlehen der KfW-Förderbank tun das ihre dazu. Auch ein Haus nach den KfW-Effizienzhauskriterien ist eine gute Zukunftsinvestition, denn schon damit kann man eine Menge Energie und Geld sparen.
In diesem Beitrag finden Sie
Passivhaus, Passivhausstandard und Passivhauskonzept
Der Passivhausstandard wird allgemein als Lösung für das Wohnen mit minimalem Energieverbrauch begriffen.
Bestechend ist vor allem die von anderen Bau- Standards unerreichte Behaglichkeit. Der Standard lässt sich ebenso auf Nicht-Wohngebäude und Bestandsgebäude übertragen.
Das Passivhaus-Konzept vereint mehrere Eigenschaften:
Auf der baulichen Seite eine extrem gut vor Wärmeverlusten geschützte Gebäudehülle - Eine besondere Rolle spielen dabei die Fensterqualität und die Wärmebrückenfreiheit.
Auf der technischen Seite ist die Ausstattung auf eine Komfortlüftung mit einem hohen Grad an Wärmerückgewinnung reduziert. Ein beinahe beliebiger Wärmeerzeuger sorgt für die Bereitstellung von Warmwasser und etwas Restwärme.
Das Besondere dabei: Da das Gebäude sowohl durch Lüften als auch durch die Außenbauteile extrem geringe Verluste hat, kann die noch benötigte Wärmemenge über die Frischluft in die Räume gebracht werden. Auf die Installation von Flächenheizsystemen oder Heizkörpern kann also verzichtet werden. Alle anderen Baukonzepte erlauben dies nicht, da zusätzlich große Luftmengen umgewälzt werden müssten, um ausreichend Wärme in die Räume zu bringen.
Als Kontrollwerte für diese Eigenschaft dienen der Heizwärmebedarf, er darf 15 kWh/(m²a) nicht überschreiten, und die Messung der Gebäudedichtheit: Durch Undichtigkeiten darf sich bei einer Druckdifferenz von 50 Pa innerhalb einer Stunde nicht mehr als 60% des Luftvolumens austauschen.
Der Passivhausstandard wird von der KfW gefördert, außerdem unterstützen ihn einige Kommunen über Förderungen. Das Passivhaus ist der Energiestandard, der bei Neubauten in etwa ab 2020 EU-weit erreicht werden soll.
Der Effizienzhausstandard der KfW
Der Begriff Effizienzhaus ist ein Qualitätszeichen, das von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) zusammen mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der KfW entwickelt wurde.
Als KfW- Effizienzhaus gelten Baustandards, welche die heute nach der Energieeinsparverordnung geltenden Grenzwerte um ein von der KfW definiertes Maß unterschreiten. Dabei entspricht der Primärenergiebedarf des Effizienzhauses 100 dem in der jeweils aktuellen Energieeinsparverordnung für einen Neubau geforderten Grenzwert. Es wird im Neubau unterschieden zwischen Effizienzhaus 55, 40 und 40plus, im Gebäudebestand sind Effizienzhaus 115, 100, 85, 70 und 55 förderfähig. Je niedriger die Zahl, desto größer ist die Energieeffizienz des Gebäudes.
Siehe hierzu auch "Das Effizienzhaus" auf der Website der KfW
Tipps für den Bauherrn
Jährlich im Frühjahr findet die internationale Passivhaustagung statt.
Deutschlandweit öffnen immer im November zum Tag des Passivhauses gebaute Passivhäuser ihre Türen für interessierte Besucher. Information hierzu finden Sie bei den regionalen Energieagenturen.
Planung eines Passivhauses
Die Planung eines Passivhauses erfolgt am sichersten durch einen geprüften Passivhausplaner oder mit Unterstützung eines versierten Energieberaters.
Eine Qualitätssicherung während der Bauphase ist unverzichtbar.
Den Passivhausstandard zu erreichen wird durch ein Grundstück, das nach Süden möglichst wenig verschattet ist, erleichtert. Gemeinsam ist Passivhäusern ein kompakter Baukörper. Das bedeutet, dass Vor- und Rücksprünge, wie etwa bei Erkern und Gauben, weitestgehend vermieden werden und dadurch ein möglichst kleines Verhältnis zwischen Außenhülle und eingeschlossenem Volumen erreicht wird.
Die Dämmebene soll ohne Unterbrechungen und Schwachstellen das Gebäude ringsherum gleichmäßig umschließen. Überlegt werden muss in diesem Zusammenhang die Nutzung und der Zugang zum Keller, um einen komplizierten Verlauf von Dämmebenen am Kellerabgang möglichst zu vermeiden.
Weiterhin sind die großen Fensterflächen nach Süden ein gemeinsames Kriterium von Passivhäusern, denn durch sie fällt die Sonnenwärme ins Haus und kann passiv, also ohne Einsatz technischer Systeme als hauptsächliche Wärmequelle genutzt werden.
Durchaus unterschiedlich sind die verwendeten Konstruktionen. Hier ist alles denkbar, womit sich der niedrige Heizwärmebedarf von 15 kWh/(m²a) realisieren lässt. Die Außenbauteile des Passivhauses bestechen mit vergleichsweise niedrigen U-Werten von 0,10 bis 0,15 W/(m²K). Das bedeutet ganz grob doppelt so gut, wie bei einem heute rechtlich gerade noch zulässigen Neubau. Die Fensterqualität, da generell ein Fenster etwa das Vierfache an Wärme verliert wie eine Wandfläche vergleichbarer Größe, spielt eine besondere Rolle. Uw -Werte von unter 0,70 W/(m²K) werden angestrebt.
Nicht nur die Gebäudehülle sorgt dafür, dass die Wärme im Haus bleibt. Ebenso wichtig ist die Automatisierung der Lüftung: Frischluft wird im richtigen Maß über einen Erdreich- oder Solewärmetauscher angesaugt, wärmt sich an der verbrauchten Luft, die abgeführt wird, ohne Durchmischung, auf und wird auf die Aufenthaltsräume verteilt. Die Absaugung erfolgt in Küchen und Bädern. Die Leitungslängen werden möglichst gering gehalten, die Querschnitte großzügig gewählt, um Strömungsgeräusche und elektrischen Aufwand so gering wie möglich zu halten. 90% Wärmerückgewinnung sind problemlos realisierbar.
Die Wärmeversorgung wird individuell gewählt: Bei einer verbleibenden Heizlast von 10 W/m² entsteht für eine Wohneinheit mit 120m² eine Last von 1,2 kW, also in der Größenordnung eines Wasserkochers oder Staubsaugers. Bei der jährlich verbrauchten Wärmemenge und der Auslegung der Wärmeerzeugung spielt deshalb die Bereitung von Warmwasser die größere Rolle!
Bei Bedarf wird die Frischluft aufgeheizt und bringt die Wärme in die Räume mit. Zusätzliche Luftströme, die über die aus hygienischen Gründen erforderliche Luftmenge hinausgehen, sind nicht erforderlich. Zusätzliche Heizflächen, wie Handtuchtrockner können realisiert werden.
Um die Energie-Effizienz von Passivhäusern sicherzustellen, gilt als weiteres Kriterium der Kennwert Primärenergie. Er ist auf 120 kWh/(m²a) incl. Haushaltsstrom, 40 kWh/(m²a) ohne Haushaltsstrom begrenzt. Maßgeblich ist die Energiebezugsfläche: Bei Wohnhäusern ist dies im Allgemeinen die Wohnfläche.
Leben im Passivhaus
Die Lüftungsanlage sorgt für Frischluft in dosierter Menge. Da konventionelle Heizflächen meist fehlen, wird die gewünschte Raumwärme nicht an den Thermostatventilen eingestellt, sondern zentral an der Lüftungsanlage. Die Zuluft wird im Heizfall etwas wärmer als die Raumluft hereinströmen. Mit der verbrauchten Luft wird auch die Raumluftfeuchte nach draußen abgelüftet.
Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass im Passivhaus ein Fensteröffnen nicht möglich wäre. Dies ist nicht der Fall. Für das Fensteröffnen gilt: Bei geöffneten Fenstern schalten Sie die Lüftung aus, damit kein Strom verbraucht wird. Etwa zwischen März und Oktober wird ganz nach eigenem Geschmack über die Fenster oder die Anlage gelüftet. Für Allergiker empfiehlt sich die Lüftung über Pollenfilter während der belasteten Zeit. Im Winter sollen Wärmeverluste vermieden werden, deshalb bleiben die Fenster normalerweise zu.
Von Passivhaus-Bewohnern werden beim Heizen in der Regel etwa 1-2°C niedrigere Raumtemperaturen gewählt, als in Neubauten anderer Qualität. Das liegt an der Oberflächentemperatur der Raumumschließungsflächen, die praktisch genauso hoch liegt wie die Lufttemperatur und von unserem Behaglichkeitsempfinden positiv quittiert wird. Selbst die Oberflächen der Scheiben weichen kaum von der Lufttemperatur ab.
Für den Sommer gilt: was gegen Kälte schützt, schützt auch vor Wärme. Passivhäuser bleiben länger angenehm kühl. Sonnenschutz ist ein Thema, das der Aufmerksamkeit der Planer bedarf. Eine Aufheizung durch einfallende Sonnenstrahlen muss zuverlässig und ohne großen Aufwand vermieden werden können. Dies kann teils auch baulich durch geeignete Dachüberstände gelöst werden. Die Wärme, die im Sommer durch Personen und Geräte entsteht, muss nachts abgelüftet werden können. Über die verschiedenen Möglichkeiten sollten bereits während der Planung Überlegungen angestellt werden.
Holzöfen und Kachelöfen sind selbst in kleinster Ausführung zu mächtig und würden das Haus überheizen. Liebhaber von Kaminfeuer ersetzen sie bisweilen durch Alkoholbrenner mit etwa 1kW Leistung.
Geschichtliches zum Passivhaus
Nach einigen historischen Beispielen, die sich aus Brennstoffknappheit oder als Schutz vor Überhitzung entwickelten - nennenswert sind besonders die Torfrasenhäuser in Island (18.Jhdt.), eine Lösung nach der mittelalterlichen Brennholzkrise - beginnt die wissenschaftliche Untersuchung dieses wiederentdeckten Prinzips anhand einiger Bauprojekte Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts an der DTH Kopenhagen, in Nordamerika und in Deutschland durch das Philips-Experimentierhaus. Die Entwicklung setzt sich bis in die 90er Jahre hinein fort und mündet in der Gründung des Passivhausinstituts Darmstatt 1996 und 2000 in ein europäisches Forschungsprojekt zur Entwicklung und Realisierung kosteneffizienter Passivhäuser (CEPHEUS).
Da keine Mitteilungspflicht besteht, ist die Zahl bis heute gebauter Passivhäuser und realisierter Sanierungen mit Passivhauskomponenten nicht zu bestimmen. Das Passivhausinstitut geht von inzwischen über 30.000 realisierten Wohnungen in Deutschland aus. Hinzu kommen zahlreiche Gebäude die nicht wohnlich genutzt werden: Kindergärten, Schulen, Turnhallen, Bürogebäude usw.
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
Einzelfallbezogene Rechtsauskünfte und persönliche Beratung können wir leider nicht anbieten. Auch dürfen wir Firmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, nicht selbst abmahnen.
Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
Bildnachweis:
(Energieeffizienz bei Häusern) © Gerhard Seybert - Fotolia.com
Aktuelles
04.03.2021
Leasing: BGH urteilt zum Widerrufsrecht
26.02.2021
Broschüre zum neuen EU-Energielabel
26.02.2021
ADAC Sommerreifentest 2021
26.02.2021
Tipps zum Energiesparen im Homeoffice
23.02.2021
Umfrage: Sharing-Angebote wenig genutzt
22.02.2021
Fahrradhelme; Kennzeichnung und Benutzung
18.02.2021
Vitamin D Mangel bei Veganern
17.02.2021
Betriebskosten: Mietende dürfen Belege einsehen
12.02.2021
Corona: Krankenkasse wechseln einfacher
11.02.2021
Dating-Portale: Augen auf bei Probeabos
